Die Corona-Pandemie hat so manchen gastronomischen Betrieb in die Knie gezwungen. So ist es auch dem Kultbahnhof ergangen, einem Kreativraum im niedersächsischen Gifhorn, in dem die Menschen zwischen Musik und Kultur zusammenkamen, um sich auszutauschen und zu stärken. Für das Fernsehen eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten: Galt es seit vielen Jahren als recht erfolgsversprechendes Konzept, in Schieflage geratene Gastronomen unter die Arme zu greifen, so sind es inzwischen oft sogar die Verpächter, die Hilfe benötigen, weil sie schlicht niemanden mehr finden, der sich in ihren vier Wänden auf das Abenteuer einer Restaurant-Eröffnung einlassen will.

Genau hier setzt nun ein neues Format von Kabel Eins an. Dessen Titel ist etwas verwirrend, legt er doch vielmehr den nächsten Koch-Wettbewerb vor laufenden Kameras nahe. Dabei verbirgt sich hinter "Rosin vs. Kumptner - Das Duell" in Wahrheit die Suche nach einem möglichst geeigneten Gastronomen für leerstehende Lokalitäten wie besagten Kultbahnhof. Dessen Besitzer Volker und Kian haben sich für die Premieren-Ausgabe des Neustarts beworben - und legen das Schicksal ihres Betriebs nun gewissermaßen in die Hände der beiden TV-Köche Frank Rosin und Alexander Kumptner, die wiederum jeweils einen potenziellen Pächter auserkoren haben.

"Wir zwei pushen uns so hoch, dass wir gegenseitig alles aus uns rausholen, damit dann am Schluss der beste Kandidat hier einzieht", erklärt Kumptner das Konzept, und wenn man dem Format eine Zeit lang folgt, dann kann man dem Österreicher nur zustimmen. Vor allem verbal geht's mitunter hoch her: "Frank Rosin, du bist so ein Arschgesicht", entfährt es Kumptner, als sein Kontrahent mit einem großen LKW vorfährt, auf den ein riesiger Container mit eingebautem Verkaufsautomat geladen wurde, mit dessen Hifle das spätere Geschäft seines Kandidaten Christoph angekurbelt werden soll. Während sich Kumptner durch diesen, wie er sagt, "Hollywood-Moment" bloßgestellt fühlt, kontert Rosin: "Du stellst dich ja selber bloß, weil du dir nichts einfällen lässt."

An manchen Stellen wirkt das Wortgefecht etwas aufgesetzt, doch im Großen und Ganzen funktioniert der Zweikampf zwischen den Köchen - was nicht weiter überrascht, schließlich kennen sich die beiden inzwischen nicht nur von "The Taste", sondern auch von ihrem "Roadtrip Amerika", der in der kommenden Woche bei Kabel Eins in die zweite Staffel geht. Verglichen mit den verbalen Rundum- und Tiefschlägen, wie man sie seit Jahren von "Kitchen Impossible" oder "Mälzer und Henssler liefern ab" kennt, wirken Rosin und Kumptner in ihrer neuen Sendung allerdings beinahe zahm.

Ganz so raffiniert erzählt wie die beiden Vox-Formate ist "Rosin vs. Kumptner" zudem nicht erzählt. Während die Mälzer- und Henssler-Shows nicht zuletzt von perfekten Schnitten, starker Musik und den Kommentaren der Köche leben, kommt die Kabel-Eins-Sendung mit einigermaßen uninspirierten Sätzen eines Off-Sprechers daher, der oft das sagt, was man ohnehin sehen kann.

Überdies ähnelt "Rosin vs. Kumptner - Das Duell" zeitweise einer Weiterentwicklung von "Rosins Restaurants" - was vielleicht nicht nur an Frank Rosin liegt, sondern auch daran, dass hinter beiden Sendungen die Produktionsfirma Redseven Entertainment steht. Mit Probekochen, Testessern, Konzeptentwicklungen und umfangreichen Renovierungen ist das Duell trotz des anderen Blickwinkels mit ähnlichen Elementen aufgeladen. Weil diesmal jedoch gleich mehrere Protagonisten in den Mittelpunkt rücken müssen, wirkt der Neustart mitunter etwas überfrachtet. Doppelt hilft besser? Nein, nicht immer.

Ob das Konzept am Ende wirklich aufgeht, bleibt indes zunächst das Geheimnis von Kabel Eins - zumindest wenn man die Sendung beim Streamingdienst Joyn ansieht. Dort endet "Rosin vs. Kumptner" nämlich mit der Bekanntgabe des neuen Pächters. Was wirklich aus dem Gifhorner "Kultbahnhof" geworden ist, erfährt das Publikum nur, wenn es auch das "K1 Magazin" schaut. Das ist etwas ärgerlich, weil es die Streaming-Zuschauer benachteiligt. Immerhin: Sollte das Unterfangen scheitern, kann Kabel Eins zu einem späteren Zeitpunkt ja noch einmal Frank Rosin vorfahren lassen. Dann allerdings für eine neue Folge von "Rosins Restaurants".