Man mag es kaum glauben, aber es ist inzwischen schon fast zehn Jahre her, dass Caroline Peters in der ARD-Krimiserie „Mord mit Aussicht“ ermittelte. Die Figur der in die Eifel strafversetzten Sophie Haas war ihre Paraderolle – und angesichts der Großartigkeit, die dieser Serie auf so vielen Ebenen innewohnte, liegt es nahe, dass Vergleiche gezogen werden, wann auch immer Peters wieder in einem Krimi zu sehen ist. Erst recht, wenn es sich um einen Schmunzelkrimi handelt.

Für einen solchen hat sich die Schauspielerin jetzt wieder einspannen lassen, auch wenn ihre Rolle diesmal gänzlich anders gelagert ist. In „Die Neue und der Bulle“ mimt sie die „Neue“, die Duisburger Kneipenwirtin Cornelia Majewski, die alle eigentlich nur Conny nennen. Eigentlich will Conny mit ihren Stammgästen bloß das 25-jährige Jubiläum ihrer Eckkneipe, dem „Ruhrpott Flamingo“, feiern, doch weil sie nach einer Schlägerei plötzlich ihren Pachtvertrag verliert, kommt eine Stellenausschreibung der Polizei gerade recht – vor allem, weil sie gerade ohnehin am liebsten selbst ermitteln würde, nachdem der Tod des Sohnes ihrer Nachbarin Irmi einige Rätsel aufgibt. An einen Suizid, glaubt sie, anders als die offiziellen Ermittler, nämlich nicht.

Und so landet Conny, die sich mit dem früheren Titel der Schützenkönigin rühmt, also einigermaßen unverhofft im Quereinsteiger-Programm der Polizei, wo sie nicht nur auf zwei weitere Nachwuchskräfte trifft, sondern auch auf den miesepetrigen Ausbilder Dierks (Serkan Kaya), der so gar keinen Kopf für die Neuen hat und sie stattdessen in den Keller zum Digitalisieren alter Akten schickt. So weit, so vorhersehbar.

Die Neue und der Bulle © RTL / Zeitsprung Pictures / Willi Weber Annegret Kampe (Lola Kampe, h.l.), Oliver Dierks (Serkan Kaya, v. l.), Arndt Frühauf (Merlin Rose, h.r.) und Cornelia „Conny“ Majewski (Caroline Peters, v.r.).

Wie gut, dass es im weiteren Verlauf des ersten Films von zunächst zwei 90-Minütern doch noch zu einigen mehr oder weniger überraschenden Wendungen kommt, weil Kayas Figur glücklicherweise etwas mehr Tiefgang zugesprochen bekommt als es die amüsanten Dialoge, die sich zwischen Dierks und Conny ergeben, zunächst erahnen lassen. Tatsächlich funktioniert das Spiel zwischen Serkan Kaya und Caroline Peters gut, sodass eine Fortsetzung im Erfolgsfall schon alleine deshalb wünschenswert wäre. Diese Konstellation birgt reichlich Potenzial, das in den beiden Auftaktfolgen noch längst nicht voll ausgeschöpft wird.

Dass „Die Neue und der Bulle“ grundsolide Schmunzelkrimi-Kost bietet, hängt auch mit den Verantwortlichen hinter der Kamera zusammen. Die Autorin Anke Winschewski und ihr Niels Holle kennen heitere bis tödliche Filme ebenso wie Regisseur Marc Rensing, der in der Vergangenheit auch schon für Reihen wie „Friesland“ oder „Wilsberg“ verantwortlich zeichnete.

Klar, dass sich bei so viel Krimi-Erfahrung auch sonst einige Parallelen auftun: Beim Zungenschlag fühlt man sich bisweilen an den früheren Sat.1-Erfolg „Der letzte Bulle“ erinnert, die Quereinsteiger-Momente wiederum haben einen Hauch von „Adelheid und ihre Mörder“ - auch, weil Connys Kollegen, der ambitionierte Youngster Arndt (Merlin Rose) und die Bratschistin Annegret (Lola Klamroth) bisweilen seltsam daherkommen.

Und dann ist da freilich auch noch der legendäre Schimanski, der zwar nicht erwähnt wird, aber doch – wie sollte es bei einem Duisburg-Krimi anders sein – irgendwie über allem schwebt. Ganz besonders im Finale, in dem es angesichts der über weite Strecken des Films dominierenden Harmlosigkeit überraschend brutal zugeht. Doch abgesehen davon ist der Ruhrpott-Charme, trotz einiger charismatischer Nebenfiguren, in der neuen RTL-Reihe längst nicht ausgeprägt wie das einst bei Schimmi der Fall gewesen ist. Auch hier lässt sich erahnen: Da geht noch mehr.

"Die Neue und der Bulle", dienstags um 20:15 Uhr bei RTL und schon jetzt bei RTL+