Im November 2001 war Social Media ein Fremdwort, auch Blogs waren noch kein Begriff. Journalismus war beinahe ein Monopol von Sendern und Verlagen, denn im Internet - da gab es die Netzeitung (mit der bis heute existierenden Medienkolumne Altpapier) aber sonst wenig. DWDL wurde das erste eigenständige Medienmagazin im deutschsprachigen Internet. Unabhängig die Vielfalt der Berichterstattung zu bereichern, liegt in unserer DNA. Journalismus in Eigenregie, das galt als befremdlich. Mit Fokus auf Rundfunk, wie profan! Wir wussten die Lücke, die sich uns bot, ganz gut zu nutzen.

In den Folgejahren entstand zunächst ein gesunder Wettbewerb an neuen medienjournalistischen Angeboten, der sich in jüngster Zeit jedoch wieder rapide reduziert: Die Mediengruppe Oberauer übernahm 2015 den „Kressreport“, im Januar diesen Jahres dann den insolventen Branchendienst „Meedia“ und jetzt also auch „Turi2“. Zunächst einmal ein ehrlicher Glückwunsch an Heike und Peter Turi, die mit unternehmerischem Risiko im Journalismus über die vergangenen Jahre die multimediale Marke Turi2 aufgebaut haben. Eine sehr respektable Leistung, die sich mit dem Verkauf an die Mediengruppe Oberauer für die Turis persönlich auszahlt - aber auch für den deutschen Medienjournalismus? 

Turi2 soll „mit journalistischen Angeboten der Oberauer-Gruppe verknüpft werden“ und Themenwochen von Turi2 „auch auf anderen Oberauer-Websites publiziert werden“, heißt es. Mit einer gehörigen Portion Euphemismus spricht man davon, so „die größte gemeinsame Content-Bühne der Branche“ zu schaffen. Möge der erklärte Austausch von Inhalten nicht zu austauschbaren Inhalten führen. Der Deutsche Journalisten-Verband sieht die zunehmende medienjournalistische Konzentration in den Händen der Verlegerfamilie Oberauer kritisch. „Zu dominant“ sei dessen Rolle, erklärt der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. 

„Die Familie Oberauer hat bei bisher allen Zukäufen den Kern der übernommenen Marken gestärkt und weiterentwickelt“, kontert der geschätzte Turi2-Chefredakteur Markus Trantow in seinem Kommentar zur veröffentlichten Sorge des DJV. Wahr ist aber auch: Bei allen übernommenen Titeln hat die Verlegerfamilie Oberauer die Frequenz der gedruckten Magazine reduziert und die Crosspromotion innerhalb des Portfolios erhöht. Die gedruckte Turi2 Edition, das wurde allerdings schon vor dem Verkauf angekündigt, soll künftig auch nur noch jährlich erscheinen. 

Zweifelsohne ist aber bei der Mediengruppe Oberauer mit seinen weiteren gut etablierten Marken wie „Medium Magazin“ und „PR-Report“ nichts Unseriöses im Busch. Das Glück hatten in den vergangenen Jahren nicht alle Kolleginnen und Kollegen. Der Markt sortiert sich gerade neu: „Blickpunkt:Film“ hat eine weitgehend neue Crew - und die alte versucht was Neues. Kurioserweise teilt der Titel aus der BG Germany GmbH weiterhin munter Artikel mit „Meedia“ aus dem Hause Oberauer - Austauschbarkeit liegt einfach im Trend.

Einen, den DWDL nicht mitmacht. Ebenso wenig wie die Konzentration im Markt oder die Reduzierung von Umfang oder Frequenz. Wir bleiben bei originären Inhalten, in gewohnter Fülle und ohne Zweitverwertung. Andere wollen Themen-Wochen - also eigene Inhalte - ausbauen, wir machen das schon seit 2001. Unsere Strategie hat sich nie geändert. Das haben wir der Treue und dem Vertrauen unserer Leserinnen und Leser zu verdanken, die uns zum meistgelesenen Medienmagazin im deutschsprachigen Raum gemacht haben. Dafür ein herzliches Dankeschön im Namen des Teams und uns Gesellschaftern - also Uwe Mantel, Alexander Krei und mir.

So entsteht eine Reichweite, die wir vermarkten und seit fast 23 Jahren kostenfreien Medienjournalismus für alle anbieten, damit vom Praktikant bis zur Geschäftsführerin alle den gleichen Kenntnisstand haben - unabhängig vom Gehalt. Proud to be different! So wie - auf ihre Art - übrigens auch die geschätzten Kolleginnen und Kollegen von Übermedien, Journalist, Medieninsider oder eben dem Altpapier, dafür sorgen, dass es neben der jüngsten Marktkonzentration doch noch eine größere Vielfalt gibt als der DJV befürchtet.