"Es wird ein sehr lustiger Abend", verspricht Moderator Daniel Hartwich ganz zu Beginn des neuen "Wirklich wahr?!" bei RTL. Und man würde zu gerne wissen: Wusste Hartwich da schon, dass das ziemlich geflunkert ist? Oder sind die folgenden zwei Stunden einfach so passiert? In jedem Fall, so weiß man spätestens rückblickend, wurde es leider nur selten lustig in der ersten Ausgabe der "Rateshow mit den kuriosesten und spannendsten Geschichten aus der ganzen Welt". 

Das Konzept kurz zusammengefasst geht so: Zwei Promi-Teams bekommen nacheinander in verschiedenen Runden immer zwei Geschichten vorgetragen und müssen dann entscheiden, welche wahr ist und welche erfunden. Und so müssen Ruth Moschner und Martin Rütter herausfinden, ob es einen Eisberg in Penis-Form in der Nähe von Dildo Island gegeben hat oder ob Felsformationen an der französischen Atlantikküste Sexgeräusche machen. Bei Guido Cantz und Bastian Bielendorfer geht’s um eine Ehefrau, die sich ihren Mann mit ihrer Zwillingsschwester geteilt hat oder eben um einen Mann, der seine Tochter so genannt hat wie seinen Lieblings-Fußballverein - nur rückwärts und ohne Wissen der eigenen Frau. 

Das Unheil der von UFA Show & Factual produzierten Sendung nimmt schnell seinen Lauf: Die Redaktion hat sich erkennbar kaum Mühe bei den verschiedenen Fragen gegeben, die wahlweise als Einspieler daherkommen oder schlicht von Daniel Hartwich vorgetragen werden. Bei der Auflösung diverser Fragen müssen oft billige Internetvideos herhalten, an anderen Stellen wiederum wird tief ins Stock-Archiv gegriffen, um schöne Bilder zu finden. 

Wirklich wahr?! Die Rateshow der verrückten Geschi © RTL / Guido Engels An einer Stelle wird die Auflösung einer Frage später nochmal mit einem Experiment im Studio nachgestellt. Daniel Hartwich schaut regungslos in die Stichflamme - ungefähr so regungslos, wie die meisten Zuschauer wohl die neue RTL-Show verfolgen dürften

Die beiden Teams spielen nacheinander, was der Show zusätzlich den Drive nimmt. Noch viel schlimmer aber ist die Tatsache, dass alle Rate-Promis nicht den Anschein erwecken, als seien sie mit Leidenschaft bei der Sache. Vielmehr wirken sie, als habe sie ihr Management zur Teilnahme gezwungen, um irgendwie im Gespräch zu bleiben. Durch die aufgesetzt wirkenden Witze, Frotzeleien und Überlegungen, die zum Teil leider den Eindruck machen, als seien sie vorab abgesprochen worden, wird "Wirklich wahr?!" schnell zu einer austauschbaren Show ohne große Ambitionen, die man vielleicht im Sommerprogramm nebenbei laufen lassen kann. Ein großer Aufschlag ist sie aber nicht. 

Und auch Daniel Hartwich ist früh anzumerken, dass diese Show für ihn nur ein schnöder Job ist, für den er hoffentlich gut bezahlt wird. Nur selten gibt’s wirklich was zu lachen. Immerhin: Als sich mal wieder alle beömmeln, weil eine Frage etwas schlüpfrig ist, verweist Martin Rütter darauf, dass das hier doch eine "Wissenschaftssendung" sei - woraufhin Hartwich herrlich spontan ruft: "Bei einem Wissenschaftssender!" Es ist einer der wenigen Lichtblicke. 

Es gibt bessere Alternativen

Im abschließenden Finale, in dem die beiden Promi-Teams dann doch noch gegeneinander antreten, müssen kuriose Behauptungen bewertet werden: Wahr oder falsch? Auch dabei kommt es an einer Stelle zu einer lustigen Situation: Als Hartwich wissen will, ob Jörg Pilawa im echten Leben vielleicht "Jürgen Pawali" heißt, fordert Martin Rütter seine Mistreiterin Ruth Moschner auf, zu antworten: "Ihr wart doch mal zusammen", sagt er, woraufhin sie erwidert: "Ich breche!". Aus dem Hintergrund meldet sich schließlich noch Guido Cantz zu Wort: "Ach, mit dem auch?!". Das war vielleicht nicht sehr nett gegenüber des nicht anwesenden Jörg Pilawa, aber immerhin mal eine spontane Reaktion, allen voran von Moschner, die herausstach im sonstigen Einerlei zwischen Penis-Eisbergen und Sex-Felsen. 

Dass "Wirklich wahr?!" über weite Strecken hinweg völlig ohne Spaß und Fallhöhe daherkommt, ist eine kleine Überraschung, denn als Produktionsfirma von "Wer weiß denn sowas?" hat UFA Show & Factual schließlich schon bewiesen, wie es besser geht. Doch in Sachen Witz und Publikumseinbindung ist die ARD-Show deutlich besser, bei der Spon­ta­ne­i­tät unter den Gästen hinkt das neue RTL-Format meilenweit "Genial daneben" hinterher. Und so möchte man den Macherinnen und Machern der Show den Titel eben dieser am liebsten entgegen rufen: Ist das alles "Wirklich wahr?!". 

RTL zeigt jeweils eine Ausgabe von "Wirklich wahr?! Die Rateshow der verrückten Geschichten" am 29. Mai und 5. Juni jeweils ab 20:15 Uhr.