Auf der Fernsehmesse MIPCOM im französischen Cannes ist in diesen Tagen das ambitionierte Vorhaben von AMC Networks nicht zu übersehen. Mit übergroßen Plakatwänden rund um das Palais des Festivals und Anzeigen in beinahe allen Print-Publikationen zur Messe bewirbt das Unternehmen den internationalen Rollout seiner Sendermarke AMC: „The network that changed the way stories are told - coming to europe in november“.

Der vor genau 30 Jahren als American Movie Classics gestartete PayTV-Sender hat sich seit 2007 mit seinem Einstieg in die Eigenproduktion von TV-Serien rund um den Globus einen Namen gemacht. Mit „Mad Men“, „Breaking Bad“, „The Walking Dead“ und „The Killing“, einer US-Adaption der in Deutschland als „Kommissarin Lund“ bekannten Krimiserie, steuerte der einst unauffällige Filmkanal nicht unwesentlich zum Aufstieg der anspruchsvollen TV-Serie bei.

Mit zunehmender Anzahl an eigenproduzierten Inhalten wuchs das Interesse an einem Broadcast-Geschäft außerhalb der USA, um die internationale Verwertung der eigenen Produktionen selbst zu übernehmen. Im Oktober 2013 übernahm AMC Networks, zu dem neben AMC selbst auch die US-Sender IFC, We TV sowie Sundance TV gehören, für gut eine Milliarde Dollar den PayTV-Anbieter Chellomedia, der weltweit zahlreiche Sender betreibt. Der Anlass war damals schon ersichtlich.

Heute sagt Ed Carroll, COO AMC Network: „Keine Frage, wir waren auf der Suche nach einem international verfügbaren Sender mit großer Verbreitung in möglichst vielen Ländern, um ihn als AMC zu rebranden.“ Und genau das vollzieht AMC Networks International (ehemals Chellomedia) in den kommenden zwei Monaten. Zuständig dafür ist Bruce Tuchman, President AMC Global sowie Sundance Channel Global. Für ihn ist das eine sehr persönliche Aufgabe. Bevor er 2011 zu AMC Networks kam, war er ausgerechnet bei MGM Worldwide Networks tätig.

AMC-Rollout in drei Wellen bis Ende des Jahres

In seiner früheren Tätigkeit war er verantwortlich für das internationale Senderportfolio von MGM - und damit die Sender, die in den kommenden Wochen in AMC umgewandelt werden. Zum Launch der internationalen Ableger sollen dort die AMC-Eigenproduktionen „Halt and Catch Fire“ sowie „The Divide“ feiern. Für andere AMC-Kultserien - „Mad Men“, „Breaking Bad“ oder „The Walking Dead“ - müsse man in den einzelnen Märkten erst nach und nach die Rechte zurückkaufen. Auch die sollen mittelfristig international auf den eigenen Kanälen zu sehen sein.

Für eine Marke, die immerhin einst nur Abspielstation für alte Filme war, ist die internationale Expansion ein großer Schritt. „Wir werden das in drei großen Wellen vollziehen: Am 27. Oktober starten wir mit Lateinamerika, ein Großteil von EMEA (Europe, Middle East and Africa)  folgt in der ersten November-Woche und Asien dann im Dezember“, so Tuchman. Ein Land jedoch wird nicht Teil des neuen AMC-Netzwerkes sein: Im Drehbuch der internationalen Expansion des US-Fernsehsenders AMC fehlt vorerst das Kapitel Deutschland.

Auch bei uns gibt es zwar einen MGM Channel, der jedoch noch immer von MGM selbst betrieben wird und damit nicht durch den Chellomedia-Kauf an AMC Networks ging. Dafür übernahm AMC Networks International im April diesen Jahres den deutschen PayTV-Kanal Kinowelt TV. „Der Erwerb von KinoweltTV markiert einen wichtigen Moment für AMC/Sundance Channel Global, da hierdurch unser internationaler Auftritt erweitert wird und eine Verbreitung über alle großen Plattformen im deutschsprachigen Europa gewährleistet ist“, erklärte Tuchman vor wenigen Monaten.

"Wir haben derzeit keine Pläne den Sender umzubenennen"

Doch während der MIPCOM in Cannes erklärt AMC Networks International gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de: Weder AMC noch die Schwester-Marke Sundance TV sind derzeit für den deutschen Markt geplant. Kinowelt TV bleibt also Kinowelt TV. „Wir haben derzeit keine Pläne den Sender umzubenennen“, bestätigt auch AMC-Sprecherin Elana Mandelup. Möglicherweise macht ausgerechnet die Attraktivität des deutschen Marktes einen Start von AMC in Deutschland so schwer: Zahlreiche AMC-Serien sind bereits mit mehreren Verwertungsfenstern in den deutschen Markt verkauft, so dass zum jetzigen Zeitpunkt zu wenig AMC in AMC stecken würde.