Herr Bishop, die BBC ist bei Fernsehmessen wie der MIPCOM längst vom Factual- zum Fiction-Lieferant geworden. BBC Worldwide hat sich ganz schön gewandelt...

Sie liegen zwar richtig mit der Einschätzung, dass wir in diesem Jahr zur MIPCOM einen Schwerpunkt bei der Kommunikation unseres fiktionalen Angebots haben, aber unser Portfolio bleibt ausgewogen. Wir hatten Ende September aber beispielsweise auch erst eine große London-Premiere für David Attenboroughs "Blue Planet 2", übrigens eine Koproduktion mit dem WDR, France Television und BBC America. Wir werden dies auf der MIPCOM zeigen. Unser Factual-Output bleibt weiterhin eine entscheidende Stärke für BBC Worldwide, weil es dank neuen technischen Möglichkeiten nie so atemberaubend aussah, wenn man Zuschauer vom Sofa in einzigartige Welten entführt. Die beiden Hauptstärken von BBC Worldwide sind Drama und Naturgeschichte.



Welche Produktionen stellen Sie bei dieser MIPCOM in den Mittelpunkt?

Zwei Titel, auf die wir uns sehr freuen, sind "McMafia", ein sehr temporeiches Drama, dass in Großbritannien bei BBC One und global dann bei Amazon Prime Video zu sehen sein wird, wie wir vor wenigen Wochen vermelden konnten. Der Cast ist mit James Norton, Juliet Rylance und anderen wirklich wunderbar besetzt. Die beiden genannten sowie Showrunner Hossein Amini sind auch vor ort in Cannes.  Auf der Factual-Seite ist es definitiv "Blue Planet".

Mit Isabelle Helle und Christian Fritzsche haben im vergangenen Jahr zwei Führungskräfte BBC Worldwide verlassen. Eine direkte Nachfolge gab es nicht. Daher entstand der Eindruck, BBC Worldwide lege keine Priorität auf den deutschen Markt.

Da kann ich Sie beruhigen. Im kommenden Jahr ist BBC Worldwide 25 Jahre im deutschen Markt - und es sollen noch viele weitere werden. Wir haben sogar in unser Büro in Köln investiert und es mit neuen Aufgaben gestärkt: Wir wickeln dort die europäischen Transaktionen für den VoD- und DVD-Vertrieb ab. Christian Fritzsche ist durch Jessica Wirdemann ersetzt worden, die unsere Fiction-Verkäufe überblickt. Wir haben darüber hinaus unsere Strukturen grundsätzlich neu aufgestellt und dabei einige Genre Directors benannt. Die Idee dahinter ist, dass wir den Sales-Prozess inhaltlich nach Genres organisieren und weniger in Ländergrenzen denken. So lassen sich auch frühzeitiger Koproduktionspartner in verschiedenen Märkten finden und auch zielführender Pre-Sales umsetzen.

Das Geschäft von BBC Worldwide in Deutschland wird nun zusammen mit dem in Frankreich von Ihnen verantwortet.

Richtig. Wir haben Deutschland und Frankreich zu einem regionalen Cluster zusammengeführt, weil sich die beiden Märkte in vielerlei Hinsicht ähneln, was Werbemarkt und Zuschauerschaft angeht. Diesem neuen Cluster stehe ich als Vice President Sales für Frankreich und Deutschland vor. Wir werden das Jubiläum, 25 Jahre BBC Worldwide in Deutschland, übrigens im kommenden Jahr natürlich auch feiern. Wir sind damit schließlich einer der am längsten aktiven Distributoren in Deutschland. Die Planungen dazu laufen gerade. Mehr kann ich Ihnen dann Anfang 2018 verraten.

Können Sie noch einen Ausblick - über die MIPCOM hinaus - auf kommende Produktionen im nächsten Jahr geben?

Wir freuen uns zum Beispiel auf "Shakespeare & Hathaway", eine leichtere Krimiserie mit Mark Benton und Jo Joyner in den Hauptrollen. Die zehnteilige Serie ist gerade in Produktion und bedient ein sehr gefragtes Genre. Die Bücher dieser sehr skurrilen Detektiv-Geschichte kommen von Paul Matthew Thompson und Jude Tindall. Zwei weitere spannende Projekte werden die sechsteilige Miniserie "The Split" in Zusammenarbeit mit Sundance TV und das moderne Zeitungsdrama "Press", dazu kommen die neue "Doctor Who"-Staffel mit Jody Whittaker als 13. "Doktor" sowie eine weitere Staffel unseres internationalen Hits "Luther". Auf der Factual-Seite steht untere brillante Reihe "Astronauts: Toughest job in the universe" mit dem kanadischen Astronauten Chris Hadfield.

Eine Frage noch: BBC Worldwide ist tätig im Produktions-, Distributions- und Broadcastinggeschäft. In Deutschland hat sich BBC Worldwide auf die ersten beiden Aspekte konzentriert. Soll sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern?

Wir haben keine Pläne auf dem deutschen Markt einen eigenen Sender oder eigene Plattform zu starten. Unsere Strategie liegt viel mehr darin, die Beziehungen zu unseren tollen Partnern in Deutschland zu vertiefen und mit ihnen zusammenarbeiten, um Produktionen von BBC Worldwide zum deutschen Publikum zu bringen.

Herr Bishop, herzlichen Dank für das Gespräch.