Richard Plepler, CEO des amerikanischen Pay-TV-Anbieters HBO, gab anlässlich der Verleihung des Variety Vanguard Awards auf der MIPCOM in Cannes einen Einblick in die internationalen Pläne des Konzerns. Dort ist in den kommenden Jahren eine deutliche Expansion zu erwarten. Schon seit 2012 betreibt HBO in Skandinavien mit HBO Nordic ein eigenes OTT-Angebot. Ohne auf lokale Senderpartner angewiesen zu sein, bietet man also den Endkunden direkt die Möglichkeit, HBO-Inhalte on Demand zu verfolgen. Für HBO war es eine Art Testballon: "Wir haben viel über Marketing, Technologie, und das direkte Geschäft mit dem Endkunden gelernt."

Plepler kündigte nun an, dass man voraussichtlich Mitte 2018 eine globale OTT-Plattform am Start haben wolle, mit der man dann theoretisch weltweit einen solchen Dienst bieten könnte - so wie es beispielsweise ja Netflix auch tut. Doch HBO hat traditionell in vielen Ländern Partner - wie hierzulande Sky, das dank eines Exklusiv-Deals sämtliche HBO-Produktionen zeigt. "Wir haben hervorragende Lizenz-Deals, die uns eine sehr hohe Marge bei geringem Risiko bieten", so Plepler. HBO wird sich also genau überlegen, in welchen Ländern man an diesem Modell besser festhält. "Wir werden das von Land zu Land entscheiden", so Plepler.

Mit dem eigenen VoD-Angebot in den USA, das losgelöst vom eigentlichen Kerngeschäft im Kabel ist, zeigt sich Plepler unterdessen sehr zufrieden. Es sei nicht zu einer Kannibalisierung gekommen, sondern zu einer Erschließung zusätzlicher Kundengruppen. Angesichts der wachsenden Zahl der Haushalte, die gar nicht mehr über einen klassischen Kabelanschluss verfügen, sei der Schritt vor einigen Jahren genau richtig gewesen. Auch die Konkurrenz durch Netflix sieht Plepler gelassen, selbst wenn die neuen Player dazu geführt hätten, dass die Preise für Inhalte gestiegen seien. "Wir versuchen nicht, Netflix zu sein. Netflix ist gewachsen, wir sind aber auch gewachsen. Haushalte, die Netflix haben, nutzen auch überdurchschnittlich häufig HBO und umgekehrt."