Wenn Matthias Brandt mitspielt, können Filme nicht wirklich schlecht werden. Wenn dann noch Leander Haußmann Regie führt, wachsen die Erwartungen gleich ins Unermessliche. Das sollte was werden, das muss was werden. Meint man. Umso größer fällt dann die Enttäuschung aus, wenn solch ein Team sich gnadenlos verrennt und am Ende nur einen riesengroßen Plumpaquatsch hinbekommt und damit belegt, dass die Freiheit der großen Namen leicht auch in die Irre führen kann.

Natürlich geht es um Mord. Eine Frau wird tot aufgefunden. Mit weit aufgerissenen Augen liegt sie am Straßenrand, und die Augen zeigen immer noch, dass die Frau nicht fassen konnte, was sie zuletzt sah. Mehrfach überrollt und zerquetscht wurde sie, und mit der Frage „Von wem?“ muss sich nun Matthias Brandts Kommissar Hanns von Meuffels herumschlagen. Den führt die Recherche rasch ins „Kinderparadies“, eine Einrichtung, in der so genannte Helikoptereltern schon ihre kleinen Kinder mit möglichst viel Wissen abfüllen lassen und überbehüten. Die Tote war Mutter, und nun ist ihre Tochter Lara übrig. Lara ging regelmäßig ins Kinderparadies, wo es viele Konflikte gab. Weil die Leiterin überfordert schien, weil ausgerechnet der Sohn der Leiterin dauernd andere Kinder biss. Auch Laras Arm ist zerbissen.

Die Frage, wer sich nun um Lara kümmern soll, wird nicht schlüssig beantwortet, vor allem nicht schnell, so dass der Herr Kommissar auf einmal den Babysitter geben muss. Es sind die schönsten Szenen in diesem leider misslungenen Film, wenn Meuffels Lara tapsen sieht. Überhaupt spielt der Winzling rasch alle anderen an die Wand. Schnell möchte man nichts mehr sehen, von den verwirrenden Rückblenden, in denen Meuffels sich so sehr in Tat- und Kollateralvorgänge einfühlt, dass er selbst gleich mit im Bild ist. Ein Profiler, ganz klar. Das nervt.

Lara nervt nicht. Sie bringt das Niedliche in den Film. Sie verkörpert die Unschuld, die bei den Eltern im Kinderparadies längst ausgeflogen ist. Hier werden Kinder nicht umsorgt, hier werden sie als Objekte des elterlichen Ehrgeizes missbraucht. Verdächtig sind viele. Die meisten haben einen Schuss in der Socke und kommen daher als Täter in Frage, aber man ahnt trotzdem schon sehr früh, auf wen es tätertechnisch hinausläuft.

Den Weg dorthin pflastert Leander Haußmann mit wirren Wackelkamera-Spielchen, und irgendwann findet auch Brandts Spielkraft nicht mehr aus dem inszenatorischen Dschungel heraus. Es wird albern, ziemlich albern. Das mag humorvoll gedacht sein, aber guten Humor muss man zuerst einmal ernst nehmen und mit Sorgfalt behandeln. Hier wird aber nur beschwipst improvisiert, von Ernsthaftigkeit keine Spur. 

Da hilft auch der gute Wille beim Zuschauen nicht. Der verwandelt sich mit fortschreitender Spieldauer in so viel Unverständnis, dass man gar nicht mehr aus dem Kopfschütteln heraus kommt. Matthias Brandt und Leander Haußmann, große Namen, die nun auch für einen Fall von kollektivem Versagen stehen, der in die große Trauer um die verpasste Möglichkeit mündet. Das hätte etwas werden können. Aber wie sagten jüngst erst die nicht ganz so großen deutschen Philosophen Mario Barth und Peer Steinbrück beinahe unisono: Hätte, hätte, Fahrradkette.