Ursprünglich sollten heute ja die beiden Kölner Kommissare Schnarch und Sack um 20.15 Uhr ermitteln. Weil deren Auftritt aber zu brutal geriet, wurde er auf die Zeit nach 22 Uhr verbannt. Da aber muss nach ARD-Ansicht unbedingt der SPD-Mitgliederentscheid von Günther Jauch und seinen üblichen Diskussionssimulanten bequatscht werden, weshalb Schnarch und Sack nun am 5. Januar nach dem letzten amtlichen Krol-„Tatort“ auf Sendung gehen. Genug der Verwirrung? Ein bisschen durcheinander?
Na, prima. Das ist genau die Gemütsverfassung, die man für die heute um viertel nach acht laufende „Polizeiruf 110“-Episode braucht. Es muss ein Gelüst nach Erlösung aus dem Verschlungenen mitschwingen, ein starkes Bedürfnis, der Weihnachtshektik da draußen etwas entgegensetzen zu können. Große Ruhe. Ein langes Oooooooohmmmmm. Genau das schafft der RBB mit „Wolfsland“, der wohl laaaaaaaangsaaaaaaaamsten Krimiinszenierung in diesem Jahr.
Im Prinzip könnte man die Story von „Wolfsland“ auch als Vorabendkrimi herunterrattern. Was da erzählt wird, reicht für 30 spannende Minuten. Leider dauert der Film aber die üblichen 90 Minuten, und die meiste Zeit davon wirkt er, als habe irgendwer versehentlich die Taste für Zeitlupe gedrückt.
Es geht um einen durchgeknallten Wolfsbeobachter, der immer dort ist, wo „seine“ wilden Wölfe deutschen Boden betreten. Wie zufällig führen ihn die Tiere nun in seine Heimat zurück, ins brandenburgische Drehbuchörtchen Kaskow. Viel weites Land, viel Sand, nur am weiten Horizont dampft hier und da mal ein Kraftwerk. Der mit dem Wolf tanzt ist bei den Einheimischen aus verschiedenen Gründen nicht beliebt. Die einen mögen ihn nicht, weil er sich für die Wölfe einsetzt, die im Ruf stehen, auch schon mal ein Lamm reißen. Die anderen, die etwas gegen den Wolfsmann haben, hüten noch ein böses Geheimnis aus alten DDR-Tagen. Es kommt also, wie es kommen muss. Erst wird ein Wolf erlegt, dann fallen Schüsse auf den Wohnwagen des Wolfbeobachters, und irgendwann liegt auch der örtliche Jagdverwalter erschlagen am Boden.
Ein Fall für Olga Lenski (Maria Simon) und Horst Krause (Horst Krause), also für die patente alleinerziehende Mutter und den dicken Bullen mit dem Beiwagen-Motorrad. Ganz gemächlich nehmen sie sich der Sache an und ermitteln in dem Tempo, das die Landschaft im deutschen Osten ganz offensichtlich vorgibt. Das Schnellste sind da noch die misstrauischen Blicke der Wölfe.
Nach einer Weile sind die ersten Verdächtigen ausgemacht, und der Regisseur Ed Herzog, der gemeinsam mit Rainer Butt auch das Drehbuch verfasst hat, webt ein Netz aus Verdachtsmöglichkeiten. Das Netz hängt dann aber relativ rasch sehr schlapp in der brandenburgischen Unwirtlichkeit herum. Da hilft auch der Einsatz von Fabian Hinrichs als Wolfsbeobachter nicht weiter. So groß die Begeisterung war, als er den nervigen Gisbert spielte, der als Kommissar-Assi in München schon beim ersten Einsatz zu Tode kam, so groß ist die Enttäuschung in diesem Film. Über lange Strecken scheint es, als habe er nur einen einzigen Gesichtsausdruck zur Verfügung. Dagegen geht selbst Til Schweiger als variantenreicher Mimiker durch.
Um es kurz zu sagen: Dieser „Polizeiruf 110“ ist so ziemlich die langatmigste Vorstellung, die das deutsche Fernsehen seit sehr langer Zeit geboten hat. Nur wer schnell genug ausschaltet, kann sich vor der großen Ödnis Brandenburgs retten. Wer das nicht schafft, wird Opfer der ewigen Zeitlupe.
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