Kongresse und Messen der Medienbranche versuchen regelmäßig, den Pudding an die Wand zu nageln: Wie lässt sich eine immer komplexere Welt in knackige Begrifflichkeiten pressen? Wie lässt sich die aktuelle Medienwelt und ihre Herausforderung auf den Punkt bringen? Seit gut 20 Jahren - mit der Etablierung des Internets - ist die Trennung von Mediengattungen, die einst technisch gegeben war, Vergangenheit.

In den 90er Jahren war es zunächst der Begriff Multimedia, später (und erschreckenderweise bis heute) wurde leidenschaftlich über Digitalisierung diskutiert. In den letzten Jahren ist auch die "Konvergenz der Medien" schwer in Mode. Manche Medienhäuser haben sich wiederum der Trimedialität verschrieben. Das Internet verbindet nicht nur Menschen - es hat auch Medienformen entstehen bzw. verschmelzen lassen. Das klingt für Sie banal? Wie eine Selbstverständlichkeit?

Nun, die Fernsehbranche - aus dem Linearen kommend - tut sich auch heute, im Jahr 2017, noch schwer zu entscheiden, was Fernsehen eigentlich ist. Sind Netflix, Amazon und Co. Fernsehen? Reden wir beim Fernsehen vom Content, der konsumiert wird? Dann wäre die Antwort einfach. Eine Serie ist eine Serie. Oder geht es doch eher um die technische Verbreitung? Dann wäre der englische Begriff Broadcasting irreführend - auch wenn deutsche Medienhüter verzweifelt versuchen Rundfunk im Internet zu definieren, damit sie auch künftig etwas zu regulieren (und
damit einen Job haben.)

In diesen Tagen lädt die National Association of Broadcasters (NAB) in Las Vegas zur jährlichen Messe, deren mehr als 100.000 Fachbesucher sich längst nicht mehr nur aus dem klassischen Fernsehen rekrutieren. Die NAB Show musste schneller und stärker als jene Fernsehmessen, die sich aufs Inhaltliche konzentrieren, auf den technischen Wandel in TV-Produktion und -distribution reagieren. Nicht jeder, der mit einer Kamera filmt, macht heutzutage Fernsehen, wie man es früher
definiert hätte.


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In Las Vegas ist das Schlagwort aber weder Multimedia, noch Digitalisierung oder Konvergenz. Nein, es gibt einen neuen Pudding, der an die Wand genagelt werden will: Im Mittelpunkt der Messe, des Kongressprogramms und der Kommunikation steht der "M.E.T. Effekt". Dahinter versteckt sich Faszination für das, was entsteht wenn Media, Entertainment und Technology aufeinander treffen. Die NAB ernennt die Begrifflichkeit kurzerhand und mit reichlich viel Selbstbewusstsein zum weltweiten Phänomen.

Grundsätzlich aber beschreibt der "M.E.T. Effekt" die Herausforderungen und Facetten der Fernsehbranche sehr gut und bündelt die Perspektiven, die man auf den Begriff Fernsehen haben kann: Für Medienhäuser ist Fernsehen ein (meist noch lineares) Geschäftsmodell und damit ein Wirtschaftsthema. Für die Konsumenten ist Fernsehen in erster Linie Entertainment - und damit inhaltlich definiert. Und dann gibt es noch die Perspektive der Produzenten und Dienstleister. Für sie ist Fernsehen auch eine Frage der Technik.