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Die Initiative Fair Film ist ein Zusammenschluss von mehr als 30 Berufsverbänden und Institutionen der deutschen Filmbranche. Unter der Überschrift "Am härtesten trifft es die Teams – Warum die Fernsehbranche zur Wüste zu werden droht" hat sich diese Initiative nun in einem Offenen Brief, der vielmehr ein Brandbrief in eigener Sache ist, an die öffentlich-rechtlichen Intendantinnen und Intendanten gewandt.

Die Verbände, zu denen unter anderem AG Dok, der Deutsche Drehbuchverband (DDV), die Deutsche Akademie für Fernsehen, der Bundesverband Regie (BVR), Pro Quote Film oder auch VRFF Freie – Vereinigung der Rundfunk-, Film- und Fernsehschaffenden gehören, fordern von den Verantwortlichen einen "konstruktiven Dialog", um aktuelle Probleme und Herausforderungen in der Branche anzugehen. Man müsse "gemeinsam eklatanten Missständen entgegentreten". 

In einer "Problemanalyse" hält man fest, dass die Auftragsvergabe um 25 bis 30 Prozent zurückgegangen sei, Etats trotz Teuerung nicht angehoben worden seien, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Branche wechseln und Produktionsfirmen aus den unterschiedlichsten Bereichen sterben. "Es soll aussehen wie Netflix, aber nur einen Bruchteil davon kosten", heißt es etwa in Bezug auf die Budgets. 

Diese Entwicklung führt zur Aufgabe journalistischer Standards und zu einer Verflachung der Themen und Inhalte.
Aus dem Offenen Brief der Initiative Fair Film, hier speziell zum Thema Dokumentationen


Auch die inhaltlichen Wünsche der Redaktionen in der Drehbuchentwicklung würden oft die budgetären Rahmenbedingungen übersteigen, heißt es. Zeit- und Geldmangel würde dazu führen, dass "Produktionen immer öfter mit nicht abgenommenen oder nicht final abgestimmten Drehbüchern starten". Das verursache Mehrarbeit und belaste das gesamte Team, weil etwa Regie und Kamera nicht rechtzeitig planen und Motive nicht gebucht werden könnten. Nach wie vor würden die Anstalten zudem Entwicklungskosten auf Produktionsfirmen oder Freiberufler abwälzen. 

Probleme würde es vor allem bei Doku-Projekten geben, kritisieren die Verbände. Der Wunsch der Sender nach sogenannten "Hochglanz"-Projekten würde sich nicht in den Etats widerspiegeln, stattdessen würden fundierte Recherche und die Vorarbeit für die Projekte ins Hintertreffen geraten. "Diese Entwicklung führt zur Aufgabe journalistischer Standards und zu einer Verflachung der Themen und Inhalte." An den Sets selbst würde der Kostendruck zur Reduzierung von Drehtagen führen - "die Quelle prekärer Produktionsbedingungen". 

Positionspapier mit verschiedenen Forderungen

Dass die Sender mittlerweile vor allem auf ihre Mediatheken schauen und diese stärken wollen, würde die ganze Lage nur noch verschärfen, kritisieren die Verbände. "Mediathekeninhalte sind in der Regel schmaler budgetiert, obwohl der Qualitätsanspruch unverändert bleibt und sie in der Regel ebenfalls im linearen Fernsehen ausgestrahlt werden. Noch kürzere Produktionszeiten verschärfen die finanzielle Situation der Teams und gleichzeitig sind die Vergütungsstrukturen für Drehbuch und Regie für die Onlinebereitstellung von Programm weder zeitgemäß noch sachgerecht. Das heizt das Budgetdumping weiter an."

Die Verbände haben anlässlich der von ihnen beschriebenen Probleme ein Positionspapier veröffentlicht und darin Vorschläge gemacht, um Dinge zu verändern. Darin enthalten sind sehr grundsätzliche Forderungen wie mehr Geld für Auftragsproduktionen, aber auch tiefergehende Forderungen, wie etwa mehr Zeit (und Geld) für die Drehbuchentwicklung und kein Greenlighting einer Produktion ohne fertiges Buch. Darüber hinaus fordern die Verbände eine faire und angemessene Vergütung sowie eine Vergütung von Überstunden auch bei pauschal beschäftigen Teammitgliedern. Außerdem soll es nach dem Willen der Verbände keine Buy-Out-Verträge mehr geben, die Urhebervergütung für die Mediathekennutzung der Werke müsse der inzwischen stark gewachsenen Bedeutung angepasst werden, heißt es in dem Papier.

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