Deutschland ist aus den Top 10 der Rangliste der Pressefreiheit gerutscht. Wie die aktuelle Erhebung von Reporter ohne Grenzen (RSF) ergab, liegt Deutschland auf dem elften Platz und fiel damit im Vergleich zum Vorjahr um einen Rang zurück. Auch wenn Deutschland im globalen Vergleich gut dastehe, gebe es "sichtbare Herausforderungen", erklärte die Menschenrechtsorganisation und verwies darauf, dass sich viele Medienschaffende "in einem zunehmend feindlichen Arbeitsumfeld" bewegten.
Auch 2024 seien erneut diejenigen Journalistinnen und Journalisten gefährdet gewesen, die sich mit rechtsextremen Milieus und Parteien wie der AfD beschäftigten. Die Rede ist von Feindmarkierungen, Bedrohungen, Beleidigungen und Angst vor körperlicher Gewalt. Auch auf redaktioneller Ebene verschärfte sich das Klima. So dokumentiert Reporter ohen Grenzen "zahlreiche Fälle, in denen Medienschaffende über unverhältnismäßig hohe Hürden bei der Berichterstattung zum Nahostkonflikt berichteten". Dazu kommt, dass sich die wirtschaftliche Situation für Medienhäuser in Deutschland "spürbar verschlechtert" habe.
Ganz generell befindet sich die Pressefreiheit weltweit auf einem historischen Tiefststand, wie die Organisation mitteilte. In 90 von 180 beobachteten Ländern gilt die Situation für Medienschaffende als "schwierig“ oder "sehr ernst". Dafür seien neben einer fragilen Sicherheitslage und zunehmendem Autoritarismus vor allem der ökonomische Druck verantwortlich. "Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt nun in Staaten, in denen wir die Lage der Pressefreiheit als sehr ernst einstufen", sagte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. "Autokraten ist unabhängiger Journalismus ein Dorn im Auge. Das wirkt sich auch auf die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit aus. Wenn Medien finanziell ausgetrocknet werden, wer deckt dann Falschinformationen, Desinformation und Propaganda auf?"
Größter Verlierer im diesjährigen Pressefreiheits-Ranking ist Argentinien, das auf Platz 87 abrutschte. Hier hat Präsident Javier Milei jüngst den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zerschlagen, die staatliche Nachrichtenagentur Télam geschlossen und den Zugang zu öffentlichen Informationen eingeschränkt. Die USA belegen nur noch Rang 57, hier gebe sich die Trump-Regierung "offen pressefeindlich", so Reporter ohne Grenzen. Mexiko bleibt indes das gefährlichste Land für Journalistinnen und Journalisten: In keinem Land außerhalb von Kriegsgebieten würden so viele Medienschaffende ermordert. Angeführt wird das Ranking ides von Norwegen, Estland und den Niederlanden, Schlisslicht ist Eritrea.