Schon seit einigen Wochen ist der Plan von MDR-Intendant Ralf Ludwig bekannt, die Programmdirektionen Halle und Leipzig zusammenzulegen. Ein erster Versuch, die beiden bislang eigenständigen Einheiten unter der Leitung von Jana Brandt zumindest schon einmal personell zusammenzuführen, scheiterte im Februar, als der Rundfunkrat dem Vorschlag von Ludwig nicht mit der notwendigen Zweidrittel-Mehrheit zustimmte (DWDL.de berichtete). In den zurückliegenden Wochen ist die Sache bei den Mitgliedern des Aufsichtsgremiums immer wieder Thema gewesen - und nun hat der Rundfunkrat Ludwig den Rücken gestärkt, auch wenn das nur symbolischer Natur ist.
Auf der Sitzung des Gremiums am Montag haben alle anwesenden Mitglieder des Gremiums die geplante Zusammenlegung der Programmdirektionen befürwortet. Sie stimmten einem Antrag des erweiterten Rundfunkrats-Präsidiums zu. Zu einem rein symbolischen Akt wird das, weil der Rundfunkrat zu diesem Zeitpunkt nicht mehr beschlussfähig war. Einige Mitglieder des Gremiums mussten die Sitzung vorzeitig verlassen. Und: Für die Zusammenlegung der Direktionen braucht Ludwig die Zustimmung des Rundfunkrates gar nicht.
Nachdem die Personalie Jana Brandt im Februar aber viel Staub aufgewirbelt hatte und es nach einer mittelschweren Krise für Ralf Ludwig aussah, kann er die Sitzung des Rundfunkrates an diesem Montag als Erfolg verbuchen. Geschafft hat er das auch, weil er zuletzt noch einmal in den Landesgruppen mit seinem Plan unterwegs war. Auch am Montag informierte er noch einmal über die geplante Zusammenlegung - und das völlig losgelöst von möglichen Personalien.
Wer die künftig zusammengelegte Programmdirektion leiten wird, ist völlig unklar. Ralf Ludwig will sich aktuell nicht in die Karten schauen lassen und sagen, ob er demnächst noch einmal Jana Brandt dem Rundfunkrat vorschlägt. Er machte in der Vergangenheit kein Geheimnis daraus, dass er die langjährige MDR-Managerin für die beste Wahl hält.
Personal-Entscheidung noch im Juni?
Doch in die Führungsfrage könnte schon bald Bewegung kommen. Der Vertrag von Jana Brandt, die neben der Programmdirektion Halle aktuell auch weiterhin kommissarisch für die in Leipzig zuständig ist, endet im Januar 2026. Üblich ist es, dass die Verträge mit Führungspersonen rund ein halbes Jahr vorher verlängert werden. Der MDR-Rundfunkrat tagt im Juni ein letztes Mal vor der Sommerpause. Dann könnte es auch um den Vertrag von Jana Brandt gehen. Und sollte sie künftig die zusammengelegte Programmdirektion leiten, würde es Sinn machen, das gleich auch auf dieser Sitzung zu entscheiden. Ausgang ungewiss. Als sie bei der Wahl im Februar durchgefallen war, fehlte ihr im zweiten Durchgang nur eine Stimme. Es ist durchaus denkbar, dass Ludwig einen oder mehrere Zweifler doch noch überzeugen kann.
Fernab der Führungsfrage ging es am Montag im Rundfunkrat aber erst einmal generell um die Zusammenlegung von Halle und Leipzig. Hier sagte Ralf Ludwig zu, nicht nur die Führungskräfte der beiden Direktionen in den geplanten Umbau mit einzubeziehen, sondern auch Personalräte, Freienräte sowie Redaktionsrat. Geplant ist eine direktionsübergreifende Projektgruppe. Wie das Medienblog "Flurfunk Dresden" berichtet, erwartet Ludwig, dass der Prozess maximal zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen wird, wobei einige Schritte wohl wesentlich schneller umgesetzt werden können.
Ein Schritt nach vorn, aber noch lange nicht am Ziel
Michael Ziche, Vorsitzender des MDR-Rundfunkrates, erklärte nach der Sitzung am Montag: "Der Intendant hat in den Landesgruppensitzungen im November 2024, im Januar sowie im März 2025 und heute im Rundfunkrat sein Vorhaben zur Zusammenlegung der beiden Programmdirektionen vorgestellt. Im Sinne der Beratung des Intendanten in allgemeinen Angelegenheiten der Angebote befürwortet der Rundfunkrat eine Zusammenlegung, mit der die Qualität der journalistischen Angebote gestärkt, die regionale Berichterstattung ausgebaut und die Crossmedialität der MDR Angebote erweitert werden. Der Rundfunkrat teilt die Ziele des Intendanten, die u.a. darin bestehen, Entscheidungswege zu verkürzen, Ressourcen optimal zu nutzen, Innovationen zu fördern und finanzielle Einsparungen zu generieren."
Auf die künftige Führung der zusammengelegten Programmdirektion ging auch Ziche nicht ein. Und so ist der MDR-Intendant seinem Ziel an diesem Montag einen Schritt näher gekommen. Fest steht aber auch: Die Zusammenlegung und insbesondere die Frage der künftigen Führung wird das Haus in den kommenden Wochen noch intensiv beschäftigen.
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