"Ich mach' das nicht, weil ich Zweiter oder Dritter werden will. Sollten wir nur Zweiter werden, können Sie mich danach auch abstrafen. Dafür stehe ich zur Verfügung." Als Ende Oktober vergangenen Jahres die Kooperation zwischen der ARD, RTL und Stefan Raab bekannt gegeben wurde, sparte Raab wie gewohnt nicht an großen Tönen. Letztlich verpassten Abor & Tynna am Samstagabend dann aber nicht nur Platz 1, sondern auch eine Top 10-Platzierung. Auf Abor & Tynna und ihren Song "Baller" wollte Raab trotzdem nichts kommen lassen und prognostiziert den beiden in einem Statement noch eine große Karriere.
Raab: "Abor & Tynna gegenüber habe ich einen riesigen Respekt für das, was sie in den letzten Wochen abgerissen haben! Auch wenn sie nicht in die Top Ten gekommen sind, glaube ich, dass ihre Karriere jetzt richtig losgeht - die Abrufe ihres Songs sprechen eine klare Sprache. Genauso, wie ich die Verantwortung für den Quotenerfolg bei der ARD und bei RTL beim Vorentscheid übernehme, übernehme ich auch die Verantwortung für das Ergebnis beim ESC-Finale. Das ESC-Finale ist die einzige Fernsehshow, deren Erfolg nicht an der Quote gemessen wird, sondern an der Platzierung. Und die Platzierung war leider nicht so gut, wie wir es erhofft hatten."
Tatsächlich waren die drei Vorentscheid-Shows bei RTL ebenso wie das Vorentscheid-Finale unter dem Titel "Chefsache ESC" deutlich gefragter als in den vergangenen Jahren und trugen auch dazu bei, dass der Eurovision Song Contest selbst am Samstagabend auf deutlich größere Resonanz stieß als in den letzten Jahren. Die Reichweite war diesmal so hoch wie seit 2016 nicht mehr, die Marktanteile gar so stark wie zuletzt 2011. Diesen Erfolg kann sich Stefan Raab also mit ans Revers heften - und tut das vorsichtshalber auch direkt selbst.
Bei der ARD zeigt man sich trotz des Platzes im Mittelfeld dann auch sehr zufrieden mit der Kooperation mit Raab und RTL. ARD-Programmdirektorin Christine Strobl: "Der ESC 2025 war mehr als ein Wettbewerb - er war ein verbindender Moment. Mit einer kreativen Allianz aus Stefan Raab, RTL und der ARD ist es gelungen, neue Zielgruppen zu erreichen und dem ESC in Deutschland neue Relevanz und Strahlkraft zu verleihen - mit einem starken Auftritt von Abor & Tynna".
Kurz vor dem ESC-Finale hatte schon RTL-CCO Inga Leschek begeistert über die Kooperation mit der ARD gesprochen. "Zuerst einmal finde ich es immer noch spektakulär, dass uns die Zusammenarbeit bei diesem Projekt so gut gelungen ist. Eine Partnerschaft zwischen der ARD und RTL mit so einer überragenden Marke wie dem Eurovision Song Contest hatte uns niemand zugetraut oder auf seinem Bingo-Zettel für 2025", so Leschek im DWDL-Interview. Eine Fortsetzung ist aus RTL-Sicht jedenfalls nicht ausgeschlossen: "Mit Christine Strobl bin ich bereits im Austausch über die weitere Zukunft unserer Zusammenarbeit, unabhängig von der Platzierung beim ESC, denn es war eine tolle Partnerschaft auf Augenhöhe."
Innerhalb der ARD steht nun aber erstmal die Übergabe des Staffelstabes an: Statt dem NDR wird künftig der SWR verantwortlich für den ESC sein. Strobl sieht das als Eröffnung neuer Perspektiven: "Damit hat der ESC für uns nicht nur eine große Gegenwart, sondern auch eine glanzvolle Zukunft." NDR-Intendant Joachim Knuth sagt: "29 Jahre hat der NDR den ESC für Deutschland verantwortet - mit vielen Höhepunkten, manchen Enttäuschungen, aber immer mit Leidenschaft und Energie für die größte Musik-Show der Welt. In Kooperation mit RTL haben wir jetzt einen versöhnlichen Schlussakkord gesetzt. Der Vorentscheid war so erfolgreich wie seit 20 Jahren nicht mehr, und auch das Finale zeigt das ungebrochene Interesse der Musik Fans in Deutschland. Großer Dank an Abor & Tynna für ihren tollen Auftritt und Stefan Raab dafür, dass er den ESC zur Chefsache gemacht hat. Vor allem danke ich dem Team des NDR, das mit so viel Begeisterung, großem Einsatz und auch etwas Wehmut diese letzte Show in Verantwortung des Norddeutschen Rundfunks organisiert hat. Dem SWR wünschen wir eine glückliche Hand und möglichst oft: Germany, zwölf Points."
Und Abor & Tynna? Die zeigen sich trotz Platzierung im Mittelfeld glücklich: "Wir haben wahnsinnig gern teilgenommen, es war der Spaß unseres Lebens!"
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