Am 1. Juli vergangenen Jahres fiel das sogenannte "Nebenkostenprivileg", seither dürfen die Kosten für den TV-Kabelanschluss also nicht mehr einfach so gesammelt von Vermietern über die Nebenkosten eingezogen und an die Kabelnetzbetreiber weitergereicht werden. Allein bei Vodafone, dem größten Kabelnetzbetreiber Deutschlands, betraf das rund 8,5 Millionen Haushalte.
Sie alle konnten und können sich nun frei entscheiden, einen Vertrag direkt mit Vodafone abzuschließen, zu einem anderen Anbieter zu wechseln, ganz auf einen linearen TV-Zugang zu verzichten - oder einfach weiter den Kabelanschluss zu benutzen, ohne dafür zu zahlen. Denn Vodafone muss jeden einzelnen Haushalt ohne Vertrag einzeln abklemmen - das ist sehr aufwendig und bislang häufig nicht geschehen. Wieviele Haushalte ihr lineares TV-Signal also weiter über Vodafone empfangen, ohne dafür zu zahlen, kann man nur schätzen.
Genaue Zahlen gibt es aber darüber, wie viele von den betroffenen 8,5 Millionen Haushalten einen neuen Vertrag mit Vodafone abgeschlossen haben: Mit Stichtag 31. März waren es 4,2 Millionen - damit hat man die ursprüngliche Prognose, dass man wohl etwa die Hälfte würde halten können, inzwischen in etwa erreicht. Im Umkehrschluss ist die Zahl der von Vodafone versorgten TV-Haushalte aber natürlich massiv eingebrochen. Zuletzt waren es in Deutschland noch 8,75 Millionen, ein Rückgang um rund vier Millionen binnen zwei Jahren.
Der Abwärtstrend hat aber zumindest nachgelassen, im ersten Quartal betrug das Minus von 81.000, in den letzten drei Monaten 2024 waren es -66.000. Damit liegt der Kundenverlust mittlerweile auch unter dem, den man schon deutlich vor Wegfall des Nebenkostenprivilegs verzeichnet hatte. Ganz offen benennt man in der Mitteilung zu den Zahlen übrigens neben der gesetzlichen Änderung auch zu geringe Investitionen in die Qualität des Angebots als Grund für den Abwärtstrend - wobei man bei letzterem inzwischen erfolgreich gegengesteuert habe. In Großbritannien und Deutschland erreiche man mittlerweile die höchste Kundenzufriedenheit in der Geschichte des Unternehmens.
Vergangene Woche hatte schon die Deutsche Telekom ihre Zahlen fürs erste Quartal vorgelegt. Dort lag die Zahl der TV-Kundinnen und -Kunden (IPTV und Sat) zum 31.3. bei 4,675 Millionen - das war in den ersten drei Monaten ein leichtes Wachstum um rund 37.000. Binnen eines Jahres hat die Telekom 275.000 TV-Kundinnen und -Kunden hinzugewonnen. Zu einem großen Boom hat der Wegfall des Nebenkostenprivilegs hier also offenbar nicht geführt.
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