"Wenig Wettbewerb" und "viel Potenzial". Für Felix Kovac lagen die Vorteile auf der Hand, als der Geschäftsführer der Antenne Bayern Group vor mehr als drei Jahren begann, den nordrhein-westfälischen Radiomarkt zu erobern. Oder es zumindest versuchte. Tatsächlich ist der Markt in NRW mit seinem starken Fokus auf den WDR und den übers Land verstreuten Lokalradios unter dem Dach von Radio NRW besonders. Doch die Anfangseuphorie, die Kovac im Vorfeld des Sendestarts verbreitete, ist längst verflogen - und Kovac nicht mehr an Bord des bayerischen Radio-Schwergewichts.
Angeblich auf eigenen Wunsch, so wurde es kolportiert, verließ der 56-Jährige zum Jahreswechsel die Antenne Bayern Group nach fünf Jahren an der Spitze, die nicht wenige im Haus rückblickend kritisch bewerten. Der Geschäftsführer, heißt es, habe sich verzettelt und den bayerischen Heimatmarkt zu stark vernachlässigt. Es ist ein Schluss, zu dem auch Antenne-Bayern-Rückkehrerin Valerie Weber und Guy Fränkel, seine beiden Nachfolger in der Geschäftsführung, kommen, als sie bereits wenige Wochen nach Kovacs Abschied zum schonungslosen "Real Talk" mit einigen Journalisten luden.

Den wiederentdeckten Fokus auf Antenne Bayern bekommt inzwischen auch Antenne NRW zu spüren. Von den anfänglichen Ambitionen scheint nicht viel übrig geblieben zu sein; das Programm gleicht über weite Strecken hinweg einer Playlist, die einzig durch Nachrichten, belanglose Moderationen und Werbung unterbrochen zu werden scheint. Kreative Ideen mit denen sich der rein über das Digitalradio DAB verbreitete Sender von der übermächtigen Konkurrenz abzusetzen kann, sucht man vergeblich. Kein Wunder, schließlich kümmert sich in Köln inzwischen nur noch ein dezimiertes Team um den Sendebetrieb.
Nach DWDL.de-Informationen haben zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor wenigen Wochen die Kündigung erhalten. Auf Nachfrage bestätigte die Antenne Bayern Group den Schritt. "Leider", betont Valerie Weber, die Vorsitzende der Geschäftsführung, gegenüber DWDL.de, seien "betriebsbedingte Kündigungen für das Team unvermeidlich gewesen." Wie viele Menschen und welche Bereiche betroffen sind, ließ das Unternehmen offen.
Von einem Ende der Marke Antenne NRW, über das in der Branche bereits spekuliert wurde, will Weber gleichwohl nichts wissen. "Es gibt kein Aus oder gar eine Einstellung für die Marke Antenne NRW", stellt sie klar und verweist auf Nachfrage in einem Statement auf einen "großen monetären und Know-how-Invest", den man aufgebaut und mit dem es der Sender auch auf eine "beachtliche Reichweite für einen DAB-only-Sender" gebracht habe. "Wir haben die Gründung und den Aufbau umgesetzt und auch für eine Markenbekanntheit gesorgt", sagt Weber. "Dies reicht aber bei unserem Anspruch an programmliche Qualität nicht aus, um wirtschaftlich langfristig tragfähig zu sein oder sogar wachsen zu können."
"Als Antenne Bayern Group halten wir weiter an NRW fest."
Valerie Weber
Den Turnaround hält Valerie Weber, die den nordrhein-westfälischen Radiomarkt als langjährige für den Hörfunk verantwortliche WDR-Programmdirektorin bestens kennt, offenbar nicht aus eigener Kraft für möglich. Stattdessen bedürfe es "starker Partner, die mit ihren vorhandenen Synergien anknüpfen und den Prozess fortführen". Die Geschäftsführerin der Antenne Bayern Group verweist auf Gespräche mit potenziellen Partnern, "die entweder schon im Markt NRW aktiv sind oder in den Markt wollen" - Gespräche, die offenbar schon weit vorangeschritten sind, auch wenn Weber "mit Rücksicht auf dritte Investoren und das offizielle Go durch die Landesanstalt für Medien NRW" nicht konkreter wird.

Perspektivisch sollen derweil die Aktivitäten mit der ebenfalls zur Sendegruppe gehörenden Rock Antenne in Nordrhein-Westfalen ausgebaut werden. Details nennt Weber hierzu bislang nicht; denkbar sind aber offenbar lokale Programmfenster, wie es sie auch schon in anderen Regionen gibt. "Wir gestalten und rocken weiter aktiv in NRW mit", betont sie. Ähnlich wie Felix Kovac sieht also auch Valerie Weber das Potenzial im Westen. Um es zu heben, schlägt sie allerdings einen erkennbar anderen Weg ein als ihr Vorgänger.