Die Nachricht kam am Montagnachmittag: Im Bereich der Deutzer Werft wurden in der Nähe des rechten Rheinufers zwei amerikanische 20-Zentner-Bomben und eine amerikanische Zehn-Zentner-Bombe, jeweils mit Aufschlagzündern, entdeckt. Die Entschärfung ist nach Angaben der Stadt Köln - Stand Montag 15 Uhr - für den kommenden Mittwoch geplant. Der überraschend lange Vorlauf für die Entschärfung ist in diesem Fall der Komplexität geschuldet: Weil kritische Infrastruktur betroffen ist, könne man nicht kurzfristiger handeln.

Denn die festgelegte Evakuierungszone wird Köln weitgehend lahm legen. Und betroffen sind u.a. auch ein Krankenhaus sowie zwei Pflege- und Altenheime. Diese benötigen entsprechenden zeitlichen Vorlauf, um sich selbst und mit Hilfe der Feuerwehr Köln evakuieren zu können. Darüber hinaus zieht der Evakuierungsradius auch den Bahnhof Köln-Deutz sowie die Hohenzollernbrücke mit ein. Ebenso sind mit der Deutzer Brücke und der Severinsbrücke zwei weitere wichtige Rheinquerungen für den Autoverkehr gesperrt. 

Ferner betroffen ist die Rheinschifffahrt, der südliche Zugverkehr zum Hauptbahnhof, Linien der KVB (unter anderem 1, 7, 9), das Stadthaus Deutz – Westgebäude, das Rathaus plus weitere städtische Dienststellen, Kirchen, Konzert- und Veranstaltungshäuser (u.a. Lanxess-Arena, Musical Dome, Philharmonie), neun Schulen, diverse Kitas, sowie Anwohnerinnen und Anwohner der Kölner Altstadt und Deutz. Und auch die Zentrale von RTL Deutschland.

Evakuierungsbereich Köln © Stadt Köln

Nicht zum ersten Mal wird sich RTL darauf einstellen müssen, am Mittwoch nicht wie geplant aus den Studios in Deutz senden zu können. Angesichts der weitgefassten Evakuierungszone und komplexen Herausforderung, diese vollständig zu räumen, dürften sich die besonderen Umstände bei dieser Dreifach-Entschärfung deutlich länger hinziehen als bei früheren Bomben-Entschärfungen in Köln. 

Das wird auch zum Hindernis für die weit mehr als 20.000 Besucherinnen und Besucher, die in den kommenden Tagen für die Fachmesse ANGA COM sowie die Seriencamp Conference in Köln erwartet werden. Zwar sind beide Veranstaltungsorte nicht direkt betroffen, doch bei der An- und Abreise zur ANGA COM dürfte es erheblichen Verzögerungen kommen, weil alle direkten Zufahrten aus der Kölner Innenstadt betroffen sind. Unklar ist allerdings, für wie lange genau die betroffenen Gebiete etwa für Durchfahrten von Bahnen ohne Halt sowie die Hauptverkehrsachsen für inviduellen Durchgangsverkehr gesperrt sein werden.

Und dann müssen nach Angaben der Stadt Köln auch noch 58 "Beherbergungsbetriebe" evakuiert werden, darunter fallen u.a. das Hyatt Regency Köln, das Dorint Hotel Heumarkt, das Mondial am Dom, das Kölner Maritim Hotel, das Art’o’tel im Rheinauhafen und das Motel One Messe-Deutz. Ohne Klarheit darüber, wann eine Rückkehr möglich sein wird, dürfte das für zahlreiche auswärtige Gäste Herausforderungen mit sich bringen.

Weitere Details zu konkreten Straßensperren und Beeinträchtigungen des ÖPNV sowie den geplanten Ablauf der Arbeiten am Mittwoch will die Stadt Köln zu gegebener Zeit kommunizieren.