Am Vormittag ist die ANGA COM in Köln in ihr 25-jähriges Jubiläum gestartet. Zum Auftakt der Kongressmesse für Breitband, Fernsehen und Online war Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in die Messehalle gekommen. In seiner Rede stellte er vor allem den Umgang mit Künstlicher Intelligenz hervor – und betonte die Möglichkeiten, die die Technologie aus seiner Sicht mit sich bringe, aller gesellschaftlicher Skepsis zum Trotz.

"Wir gehen den Weg von der Kohle zu KI", sagte Wüst und erklärte mit Blick auf Nordrhein-Westfalen: "Wir wollen führende Digitalregion Europas werden." Dafür bringe man heute schon eine Menge mit, so der Ministerpräsident mit Blick auf den voranschreitenden Glasfaserausbau im Land. "Das ist eine Basistechnologie für eine innovative Gesellschaft." Innovationen seien letztlich der Schlüssel, um auch "in Zukunft Wohlstand und soziale Sicherheit zu garantieren und damit auch unsere Gesellschaft zusammenzuhalten, die ja an vielen Stellen unglaublichen Fliehkräften ausgesetzt ist".

Wüst äußerte sich in seiner Rede auf der ANGA COM aber auch selbstkritisch und kritisierte, dass das Thema Künstliche Intelligenz im zurückliegenden Bundestagswahlkampf kaum behandelt worden sei. "Warum haben wir darüber eigentlich nicht geredet?", fragte er und schon seine Vermutung hinterher, dass in einer alternden Gesellschaft wie Deutschland viele Menschen künstlicher Intelligenz mit Skepsis begegneten – etwa, weil sie aufgrund von KI erstellter Fotos ihren eigenen Augen nicht mehr trauen könnten. Worauf könne man sich verlassen, wenn nicht auf das eigene Auge, so Wüst. "Wenn sie so eine Situation haben, dann werden sie auf dem politischen Markt immer Leute finden, die den Menschen anbieten: Wir schützen Euch vor diesem Teufelszeug."

Man müsse daher "schnell anfangen, über die Chancen zu reden, die wir haben", betonte Wüst, "auch für eine alternde Gesellschaft übrigens." Er verwies in seiner Rede etwa auf Erfolge in der Krebsforschung, in der KI den Beginn einer Krebswucherung viel besser erkennen könne als das menschliche Auge.

Mit Blick auf die Zukunft machte sich Hendrik Wüst auch für die Bündelung von Kräften stark. "Ich will gar nicht wissen, wie viele Milliarden in den letzten wenigen Jahrzehnten in den Digitalisierungsprojekten der öffentlichen Hand verbrannt worden ist, weil jeder sein eigenes Ding macht." Man werde mit der Digitalisierung aber erfolgreich sein, "wenn jeder weiter vor sich hinkutschert und weiter Milliarden verbrennt." Hoffnungen legt der Landeschef dabei vor allem in den neuen Digitalminister, seinen Parteikollegen Karsten Wildberger. "Der hat was zu sagen, aber wir müssen ihm helfen und die Debatten sind zu führen, wie wir diesen Staat so organisieren, dass wir Digitalisierung besser hinkriegen", so Wüst, der zugleich auch an die Besucher der ANGA COM appellierte: "Meine herzliche Bitte ist, helfen Sie dabei und machen Sie auch öffentlich Druck."