Die Hauptversammlung vor einigen Tagen ist wohl nur die Ruhe vor dem Sturm gewesen. Anders als vor einem Jahr kam es auf dem Aktionärstreffen von ProSiebenSat.1 zu keinem großen Eklat, die beiden Großaktionäre MFE und PPF hielten sich zurück und winkten die meisten Anträge durch (DWDL.de berichtete). Spannend werden nun aber die kommenden Wochen sein, denn ab sofort läuft die Annahmefrist des Angebots, das PPF an die übrigen Aktionärinnen und Aktionäre von ProSiebenSat.1 gemacht hat. 

Die Tschechen wollen, wie vor wenigen Wochen angekündigt, ihren bisherigen Anteil in Höhe von rund 16 Prozent auf bis zu 29,99 Prozent aufstocken. Sie bieten dafür 7 Euro in bar pro Aktie an. Damit ist das Angebot von PPF finanziell deutlich attraktiver als das von MFE, die nicht nur weniger bieten - sondern dazu auch nicht alles in bar bezahlen wollen. Vorstand und Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 empfahlen daher zuletzt auch, das Angebot der Italiener nicht anzunehmen (DWDL.de berichtete). 

Spannend dürfte nun werden, wie das Management sich in seiner begründeten Stellungnahme zum PPF-Angebot äußert. Für diese Stellungnahme hat das Unternehmen jetzt rund zwei Wochen Zeit. Bereits bei der Ankündigung des Angebots äußerte sich P7S1-CEO Bert Habets wohlwollend. PPF erklärt im Zuge der veröffentlichten Angebotsunterlagen noch einmal, dass das eigene Angebot eine "überzeugende Alternative zu dem veröffentlichten Angebot von MFE" sei. 

Interessant wird nun vor allem die Frage, ob PPF so viele Anteile von ProSiebenSat.1 aufkaufen kann, dass man am Ende in etwa auf einem Niveau mit MFE liegt. Die Italiener kommen mit ihrem Angebot sicher über die Marke von 30 Prozent, werden also größter Einzelaktionär bleiben. Wenn es PPF aber tatsächlich bis auf eine Beteiligung von 29,99 Prozent schafft, wäre der Abstand zu MFE wohl nicht mehr so groß. Es gilt als ausgeschlossen, dass die Italiener mit ihrem Angebot große Sprünge machen können. Mittelfristig ist außerdem damit zu rechnen, dass einer der beiden Großaktionäre seine Anteile verkauft. 

Die Annahmefristen sowohl für das MFE- als auch das PPF-Angebot enden zeitgleich am 13. August um Mitternacht. Spätestens dann wird klar sein, wie die Machtverhältnisse der beiden Großaktionäre künftig aussehen werden. PPF hat in jedem Fall schon einmal angekündigt, dass man mehr Sitze im Aufsichtsrat will, sollte man die Anteile am Konzern spürbar aufstocken können. 

Didier Stoessel, Chief Investment Officer der PPF Group, sagt: "Durch die Annahme unseres Angebots können die ProSiebenSat.1-Aktionäre ihren Beteiligungswert zu einem äußerst attraktiven Preis in bar realisieren, ohne das Risiko der laufenden Transformation des Unternehmens tragen zu müssen – ein Prozess, der Zeit, Expertise und finanzielle Ressourcen erfordert. Wir sind bereit, unsere Erfahrung bei der Transformation des ehemals reinen Free-TV Senders CME zum führenden Herausforderer globaler Streaming-Plattformen in Zentraleuropa einzubringen. Bei CME bauen wir auch auf lokale Inhalte der linearen TV-Kanäle. Mit einer stärkeren Beteiligung und einer entsprechenden Vertretung im Aufsichtsrat werden wir in der Lage sein, unser Wissen und unsere Erfahrungen aktiver mit allen ProSiebenSat.1 Stakeholdern zu teilen."