Nach dieser verrückten Woche für die TV- und Serienbranche in Köln zieht man allerorten zufrieden Bilanz. Das Seriencamp etwa, das insgesamt schon zum elften Mal stattfand, davon zum dritten Mal in Köln, meldet eine neue Rekordzahl an Fachbesucherinnen und -besuchern: Erstmals haben sich über 900 Leute aus der TV- und Filmbranche akkreditiert - und sie kamen aus ganz Europa nach Köln-Ehrenfeld. Begonnen hatte die Geschichte einst in München mit rund 300 überwiegend deutschen Fachbesuchern, seither ist man also spürbar gewachsen.
Gerhard Maier, Mitgründer der Seriencamp Conference und bis heute fürs Programm der Konferenz verantwortlich, sieht "eine magische Grenze überschritten". Es habe sich in den letzten Tagen "gezeigt, dass die Zukunft des seriellen Erzählens eben auch in Deutschland, hier in Köln, geschrieben wird." Neben internationalen Produktionen wie der türkischen Disney+-Serie "Reminder" waren diesmal auch besonders viele hier entstandene Serien beim Seriencamp Festival zu sehen. Die Range reichte von der RTL+-Serie "Softies" mit Damian Hardung über "Club der Dinosaurier", "Rembetis - Die Geisterjäger" und "Chabos" des ZDF bis zur Sky-Dokuserie "Love Scam".
"Zu unserem jecken elften Jubiläum konnten wir gar nicht anders, als Köln etwas von der Liebe zurückzugeben, die wir hier erfahren haben", freut sich Co-Geschäftsführer Malko Solf über den anhaltenden Erfolg des Festivalformats. "Was auf der Conference verhandelt oder gepitcht wird, findet oft seinen Weg zuerst auf unser Festival und dann in die Welt. Ein kleiner aber nicht unbedeutender Baustein in dieser Verwertungskette sein zu dürfen, das macht uns schon ein klein wenig stolz."
Während man in Ehrenfeld von den Auswirkungen der Räumung von Teilen von Kölner Innenstadt und Deutz für die Entschärfung dreier Weltkriegsbomben vergleichsweise verschont blieb, lagen die Messehallen in Deutz, in der in dieser Woche die ANGA COM stattfand, in nicht allzu weiter Entfernung des Evakuierungsgebiets - doch auch die Anreise unter erschwerten Bedingungen tat dem Erfolg dort keinen Abbruch. Am Ende meldete man über 22.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Messe. Beim angegliederten Medienkongress traten mehr als 250 Sprecherinnen und Sprecher in über 60 Panels auf.
ANGA COM-Geschäftsführer Peter Charissé: "Unsere Branche hat sich in fantastischer Form und mit ungebremstem Innovationswillen präsentiert. Mit Blick auf den Verlauf unter außergewöhnlichen Rahmenbedingungen, die davon völlig ungetrübte Stimmung und die exzellenten Teilnehmerzahlen kann ich nicht genug Danke sagen." Während das Seriencamp noch nicht bekannt gegeben hat, wann es 2026 weiter gehen wird, steht bei der ANGA COM der Termin schon fest: Vom 19. bis 21. Mai 2026 wird es soweit sein.
Das Umfeld der beiden Großveranstaltungen wurde auch für weitere Events in Köln genutzt. Amazon Prime Video etwa inszenierte am Mittwoch sowohl sein Upfronts-Event für Werbekunden als auch das weiter gefasste Prime Video Presents mit einem Ausblick auf die Highlights der nächsten Saison in Ehrenfeld. Am Donnerstagabend fand in Deutz die Verleihung des Deutschen Entertainment Awards statt, während der Harbour Club aus allen Nähten platzte.
Schon tagsüber hatte die ARD Degeto unterdessen zu ihrem "Streaming Campus" geladen. Rund 100 Produzentinnen und Produzenten, Kreative und ARD-Redakteurinnen und -Redakteure waren der Einladung gefolgt, um über neue Stoffideen für die Streamingserien von morgen zu sprechen. ARD-Degeto-Chef Thomas Schreiber sagte, man suche "Stoffe, die etwas wollen – und etwas bewirken, weil sie die Menschen im Innersten berühren." Redaktionsleiter Christoph Pellander stellte die Bedeutung der Mediathek in den Mittelpunkt: "Streaming ist kein Zusatzangebot – es ist längst der Herzschlag moderner Fernsehnutzung. Wir erzählen nicht für einen Sendeplatz, sondern für einen Moment im Leben der Nutzer:innen. Was zählt ist: Wird's geklickt? Wird’s geteilt? Wird’s gefühlt? Dafür wollen wir uns noch intensiver mit den Kreativen austauschen." Und Jonas Schlatterbeck, Head of Content der ARD-Mediathek, führte aus, dass Fiktion mehr als die Hälfte der Nutzung der ARD-Mediathek ausmache.