Vor etwas mehr als fünf Wochen hat der tschechische Finanzinvestor PPF angekündigt, ein Erwerbsangebot an die übrigen Aktionärinnen und Aktionäre von ProSiebenSat.1 zu machen. Und tatsächlich war das Angebot zumindest aus finanzieller Sicht deutlich attraktiver als das, was der zweite Großaktionär MFE kurz zuvor geboten hatte. PPF bietet 7 Euro pro Aktie, das war ein Aufschlag in Höhe von 17,4 Prozent gegenüber dem Schlusskurs der Aktie am Vortag des Angebots. Das Angebot von MFE übertraf man um 21,7 Prozent.
Und auch wenn Vorstand und Aufsichtsrat zuletzt wenig überraschend empfahlen, das Angebot der Italiener nicht anzunehmen, heißt das im Umkehrschluss jetzt nicht, dass das Management vollends zufrieden ist mit der PPF-Offerte. Im Gegenteil: In seiner begründeten Stellungnahme zum Angebot der Tschechen hat sich ProSiebenSat.1 jetzt dazu entschieden, keine Empfehlung abzugeben. Man nimmt also eine neutrale Haltung ein und überlässt die Entscheidung zur Annahme des Angebots den Aktionärinnen und Aktionären.
Vorstand und Aufsichtsrat begrüßen zwar das öffentliche Erwerbsangebot von PPF sowie das verstärkte Engagement des Investors. Gleichzeitig halte man den Angebotspreis "aus finanzieller Sicht für nicht angemessen". Unter Berücksichtigung der strategischen Transformation und der Zukunftsaussichten von ProSiebenSat.1 sei man der Ansicht, "dass der Angebotspreis das Ertragspotenzial und den langfristigen Wert von ProSiebenSat.1 nicht angemessen widerspiegelt", heißt es von Vorstand und Aufsichtsrat.
Gleichzeitig weisen Vorstand und Aufsichtsrat darauf hin, dass das PPF-Angebot den Aktionärinnen und Aktionären, die an einer kurzfristigen Monetarisierung ihrer Aktien interessiert sind, eine "verlängerte Kursabsicherung" biete, indem es ihnen die Möglichkeit eröffne, ihre ProSiebenSat.1-Aktien in einem "derzeit volatilen Marktumfeld bis zum Ende der Annahmefrist am 13. August 2025 zum Angebotspreis zu veräußern".
Für PPF ist das ein kleiner Dämpfer. Welche Auswirkungen das auf das Ziel, die Beteiligung an ProSiebenSat.1 auf maximal 29,99 Prozent zu erhöhen, haben wird, muss sich erst noch zeigen. Die Annahmefristen sowohl für das MFE-Angebot also auch die PPF-Offerte enden am 13. August. Dann wird sich zeigen, ob PPF die Lücke zu MFE schließen konnte - und ProSiebenSat.1 künftig zwei in etwa gleich starke Großaktionäre haben wird. MFE wird mit seinem Angebot sicher über die Marke von 30 Prozent springen, aber wohl nicht sehr weit. PPF hielt bislang rund 16 Prozent am Konzern.