Auch einen Tag nach der Ausstrahlung sorgt das ARD-"Sommerinterview" mit AfD-Chefin Alice Weidel noch immer für Gesprächsstoff - vor allem wegen des lautstarken Protests, von dem es begleitet wurde. Inzwischen beschäftigt die Protestkundgebung, hinter der offenbar das "Zentrum für politische Schönheit", eine aktivistische Kunstgruppe, stand, auch die Polizei.
Wie am Montag bekannt wurde, hat die die Polizeit ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Versammlungsfreiheitsgesetz gegen zwei Personen eingeleitet. Dabei handelt es sich um die Versammlungsleiterin sowie einen 39-Jährigen, der für den vor Ort befindlichen Lautsprecherbus verantwortlich gewesen sein soll, über den fortlaufend ein musikalischer Beitrag abgespielt wurde, der sich inhaltlich gegen die AfD richtete. Laut der Aussage des Aktivisten habe es sich aber nicht um eine Teilnahme an der Kundgebung gehandelt, sondern um eine "eigenständige spontane Kunstdarbietung im öffentlichen Raum". Auf Aufforderung der Polizei beendete der Mann schließlich die Beschallung.
Die Polizei erklärte, sie sei gesetzlich dazu verpflichtet, bei nicht angezeigten Versammlungen sowie bei möglichen Störungen der öffentlichen Sicherheit "lageangemessen und verhältnismäßig einzuschreiten". Im vorliegenden Fall sei insbesondere das Spannungsfeld zwischen der Versammlungsfreiheit, der Pressefreiheit und dem Schutz der öffentlichen Ordnung und Verkehrswege "sorgfältig abgewogen" worden. Ziel der polizeilichen Maßnahmen sei es gewesen, "sowohl die spontane Ausübung grundrechtlich geschützter Meinungsäußerung als auch den geordneten Ablauf eines journalistischen Interviews" mit Weidel zu gewährleisten.
Die Zahl der Teilnehmenden an der Spontankundgebung wird von der Polizei auf etwa 40 Personen geschätzt - eine ausreichende Zahl, um das von ARD-Hauptstadtstudioleiter Markus Preiß geführte Interview dauerhaft zu stören. Ausgestrahlt wurde das Gespräch am Sonntagabend trotzdem (DWDL.de berichtete).
AfD drängt auf erneutes Gespräch
Inzwischen drängen AfD-Vertreter darauf, das Interview zu wiederholen. "In einer solchen Situation hätte die ARD für ein faires, ungestörtes Interview ins Studio ausweichen müssen", sagte etwa Markus Frohnmaier, Vize-Fraktionschef der AfD im Bundestag, gegenüber "Politico" und äußerte die Erwartung, dass das Gespräch "unter fairen Bedingungen" wiederholt werde.
Weidel und Preiß hatten sich allerdings in einer kurzen Einspielerpause darauf verständigt, das Interview fortzusetzen, wie ein Sprecher der Politikerin gegenüber "T-Online" bestätigte. "Im Hinblick darauf, dass das Interview live gestreamt wurde, hätte ein Abbruch auch als Kapitulation vor den Störern gewirkt."