Patricia Schlesinger dockt beim erst 2023 gegründeten Beratungsunternehmen Stella Circle an, das ist jetzt bekannt geworden. Die ehemalige RBB-Intendantin und ARD-Vorsitzende werde ab sofort Entscheidungs-Trägerinnen und -träger auf C-Level dabei unterstützen, "komplexe medienrechtliche und generell strukturelle Herausforderungen zu meistern", heißt es vom Unternehmen in einer Pressemitteilung. Schlesinger soll die Führungskräfte vor allem dabei unterstützen, durch Krisen zu navigieren. 

Mit Krisen kennt sich Schlesinger in jedem Fall aus: Im Sommer 2022 legte sie ihre Ämter nieder und verließ den RBB, als immer neue Vorwürfe gegen sie öffentlich wurden. Es ging um ihren Führungsstil, aber auch Vorwürfe von Verschwendung und Vetternwirtschaft standen im Raum. Erst in der vergangenen Woche hatte das Berliner Landgericht ein erstes Urteil gefällt, das sowohl Schlesinger als auch der RBB als Erfolg sehen können (DWDL.de berichtete). Während Schlesinger Ruhegeld zugesprochen wurde, muss sie auch Schadenersatz an ihren ehemaligen Arbeitgeber zahlen. 

Nun wagt die ehemalige Journalistin also einen beruflichen Neuanfang. Bei Stella Circle betont man Schlesingers "jahrzehntelange Erfahrung aus Führungspositionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk". Ihre fundierte Expertise in den Bereichen Medien, Führung öffentlicher Institutionen und Kommunikation sei insbesondere für leitende Führungskräfte mit hoher Sichtbarkeit von "hoher Relevanz". Die Tätigkeit Schlesingers erfolgt auf Honorarbasis. 

"Stella Circle ist ein Beratungsunternehmen für progressive Führungskräfte, die belastbaren Rat von erfahrenen Persönlichkeiten suchen. Mit Patricia Schlesinger gewinnen wir eine Expertin, die nicht nur über tiefe Fachkenntnis verfügt, sondern auch mit den Dynamiken großer als auch öffentlicher und zudem in medialer Sichtbarkeit stehender Organisationen bestens vertraut ist", sagt Stella-Circle-Geschäftsführerin Tanja Wielgoß und ergänzte: "Krisenkommunikation, der Umgang mit beruflichen Belastungen und der Aufbau von Resilienz angesichts der teils enormen Anforderungen an die Spitzenebene sind zentrale Führungskräfte-Themen in der Begleitung unserer Mitglieder."

Schlesinger selbst sagt zu ihrem neuen Job. "Führung auf oberster Ebene bedeutet unter anderem, in Ausnahmesituationen Orientierung zu geben. Dabei braucht es nicht nur Fachwissen, sondern durchaus auch Erfahrung mit öffentlichen Erwartungen, medialem Druck und Krisen sowie den rechtlichen Rahmenbedingungen. Genau hier kann ich einen Beitrag leisten." 

Wie es im Prozess zwischen dem RBB und der ehemaligen Intendantin weiter geht, ist aktuell noch unklar. Das Urteil aus der vergangenen Woche ist noch nicht rechtskräftig, beide Seiten können in Berufung gehen. Gegenüber DWDL.de teilt der RBB mit, diesbezüglich noch keine Entscheidung getroffen zu haben. Gleichzeitig verweist ein Unternehmenssprecher darauf, dass das Gericht im Falle des zugesprochenen Ruhegelds für einen Monat betont habe, dass dies keine Präjudiz für weitere Zahlungen sei. Gut möglich also, dass sich Schlesinger die dauerhafte Zahlung des Ruhegelds noch einmal einklagen muss - gute Chancen hat sie.