Media for Europe (MFE) hat ein deutlich verbessertes Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 vorgelegt. Nachdem der italienische Medienkonzern noch im April nur den gesetzlichen Mindestpreis bezahlen wollte, bietet MFE den Aktionären nun zusätzlich zur Zahlung von 4,48 Euro in bar auch eine Komponente von 1,3 eigener Aktien vor,  nachdem das ursprüngliche Angebot nur 0,4 MFE-Aktien vorsah. Dadurch ergibt sich nun also ein Angebot von 8,62 Euro für jede ProSiebenSat.1-Aktie, was nicht nur knapp drei Euro über dem ersten Angebot liegt, sondern auch über jenem des tschechischen Konkurrenten PPF, der sieben Euro in bar geboten hatte.

Das MFE-Angebot ist nun also deutlich attraktiver und liegt, wie die Italienier vorrechnen, um 22 Prozent über dem ProSiebenSat.1-Schlusskurs vom vergangenen Freitag. Zum Handelsstart am Montag legte der Aktienkurs dann auch prompt um mehr als zehn Prozent zu. Man sei davon überzeugt, "dass eine enge Zusammenarbeit mit ProSieben bedeutende strategische Vorteile und Wertsteigerungspotenziale erzeugen kann", erklärte MFE in einer Stellungnahme.

Pier Silvio Berlusconi, CEO von MFE, sagte, man habe beschlossen, das Angebot zu erhöhen - "nicht, weil unser anfängliches Angebot unangemessen gewesen wäre, sondern weil wir von dem Industrieprojekt überzeugt sind, das wir seit Jahren als Hauptaktionär unterstützen". Man glaube auch weiterhin daran, "zumal es angesichts der Resultate von ProSiebenSat.1 noch dringlicher ist, zu handeln und eine neue Strategie umzusetzen". Das Angebot, so Berlusconi, sei "industrieller, nicht finazieller Art". Man ziele nicht auf vollständige Kontrolle ab, "sondern auf eine Flexibilität, die es uns ermöglicht, eine klare Richtung vorzugeben, die auf einer gemeinsamen Vision beruht".

Es bedürfe "entschiedener Schritte, um das aufzubauen, was heute noch fehlt: eine starke europäische Gruppe mit lokalen Wurzen und einem angemessenen Potenzial, um auf globaler Ebene erfolgreich im Wettbewerb zu bestehen", betonte der CEO. "Eine Gruppe, die in der Lage ist, Märkte zu vereinen, das redaktionelle Angebot zu stärken und neuen Wert sowohl für die Zuschauer als auch Investoren zu schaffen."

ProSiebenSat.1 begrüßte Erhöhung

Klar ist: Der Bieterstreit geht damit in die nächste Runde. Die Berlusconi-Holding hielt zuletzt knapp 30,1 Prozent der Stimmrechte von ProSiebenSat.1. Der tschechische Finanzinvestor PPF wiederum erhoffte sich durch sein Angebot, seinen Anteil von 15 auf bis zu 29,99 Prozent auszubauen. Vorstand und Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 hatten zuletzt wenig überraschend empfohlen, das erste Angebot der Italiener nicht anzunehmen. In seiner begründeten Stellungnahme zum Angebot der Tschechen gab der Konzern hingegen keine Empfehlung ab. Man begrüßte zwar das öffentliche Erwerbsangebot von PPF sowie das verstärkte Engagement des Investors. Gleichzeitig halte man den Angebotspreis "aus finanzieller Sicht für nicht angemessen.

Die angekündigte Erhöhung des MFE-Angebots wird in Unterföhring indes mit Wohlwollen gesehen. "Wir begrüßen die angekündigte Erhöhung der Angebotsgegenleistung. Sie unterstreicht das langfristig angelegte Investment und fortgesetzte Engagement von MFE in ProSiebenSat.1. Wir werden das erhöhte Angebot sowie die in der Pressemitteilung von MFE genannten Wertschöpfungspotenziale sorgfältig prüfen", sagte der Vorstandsvorsitzende Bert Habets. "Wir unterstützen die Kooperationen innerhalb der Medienbranche und ein paneuropäisches Projekt, auch in enger Zusammenarbeit mit MFE und freuen uns auf die Fortsetzung der gemeinsamen Gespräche."

Nach Veröffentlichung und Prüfung der formellen Änderung des Angebots wollen Vorstand und Aufsichtsrat der Gesellschaft ihre jeweils gesetzlich vorgeschriebene begründete Stellungnahme zu dem geänderten Angebot abgeben. Abzuwarten gilt es freilich auch, wie PPF auf die deutlich verbesserte Offerte aus Mailand reagieren wird.

Mehr zum Thema