Das ging schnell: Das Bundeskartellamt hat den Plänen von RTLzwei und Warner Bros. Discovery zugestimmt, einen gemeinsamen Vermarkter zu gründen. Erst Mitte Juli hatten beide Unternehmen die Pläne öffentlich gemacht, nun folgt also schon grünes Licht. "Die Fernsehwelt ist im Umbruch, und es besteht ein verstärktes Interesse an Kooperationen, um im zunehmenden Wettbewerb mit internationalen Playern bestehen zu können", begründete Kartellamtspräsident Andreas Mundt die Entscheidung.
Zugleich erklärte Mundt auch den Unterschied zu dem zuvor gescheiterten Vorhaben der Ad Alliance, die Werbevermarktung von RTLzwei zu übernehmen. "Während die Marktverhältnisse engere Verbindungen von Wettbewerbern in Vorgängerfällen noch nicht zugelassen haben, steht dem Vorhaben von RTLzwei und Warner Bros. Discovery fusionskontrollrechtlich nichts entgegen", so Mundt. "Da es sich hier gerade um kleinere Anbieter im Markt handelt, dürften davon sogar positive Impulse für den Wettbewerb ausgehen. Dabei sehen wir den Markt nicht mehr auf TV-Werbung begrenzt, sondern eher als Big Screen-Werbemarkt, der die TV-Werbung, aber insbesondere auch die Angebote von Netflix, Amazon Prime, Disney und in gewissem Umfang auch YouTube umfasst." Die Wettbewerbshüter verwiesen in ihrer Mitteilung darauf, dass sowohl RTLzwei mit El Cartel als auch Warner Bros. Discovery mit ihren Werbeumsätzen "weit hinter den Vermarktern der führenden Sendergruppen RTL und ProSiebenSat.1" lägen, "die selbst auf einem Big Screen-Werbemarkt nach wie vor den Großteil der Umsätze auf sich vereinen".
Nach den gescheiterten Vermarktungsplänen der Ad Alliance hatten RTLzwei und Warner Bros. Discovery angekündigt, das neue Joint Venture mit dem Namen El Cartel Brothers schon zum Start des Vermarktungsjahres 2026 an den Start bringen zu wollen. Geplant ist demnach, "TV- und Teile der Digitalinventare in Deutschland künftig gemeinsam zu vermarkten". Von Seiten des Bundeskartellamts hieß es nun, in dem neu gegründeten Unternehmen sollen "insbesondere die Vermarktung der TV-Werbeflächen der beteiligten Unternehmen zusammengelegt werden".
Mediaagenturen begrüßen Schulterschluss
Spannend ist der Schulterschluss aber nicht nur mit Blick auf die linearen Sender, von denen Warner Bros. Discovery unter anderem DMAX, TLC, Tele 5 und Eurosport beisteuert. Denn schon Anfang 2026 will WBD bekanntlich seinen Streamingdienst HBO Max nach Deutschland bringen und hegt dank starker Marken große Ambitionen. Welche Rolle El Cartel Brothers hierbei spielen wird, ist noch nicht bekannt. Klar ist dagegen, dass München Sitz des neuen Unternehmens sein wird. Wer es leiten wird, ging aus der Ankündigung beider Unternehmen vom Juli zunächst nicht hervor. Stattdessen hieß es sehr allgemein, "Mitarbeitende von El Cartel sowie dem bisherigen Sales-Team von Warner Bros. Discovery Deutschland" würden in das Joint Venture wechseln.
"Dieses Joint Venture wird eine starke Kraft auf dem deutschen Bewegtbild-Werbemarkt sein", zeigte sich RTLzwei-Geschäftsführerin Nicole Glatzmaier bereits vor wenigen Wochen zuversichtlich. Und Matthias Heinze, SVP Commercial & Geschäftsführer von WBD in Deutschland, Österreich und der Schweiz, erklärte: "Strategische Partnerschaften wie diese sind eine zukunftsweisende Antwort auf die aktuellen Veränderungen in der Medienbranche und senden ein Signal der Stabilität und neuer Möglichkeiten für Werbekunden."
Tatsächlich kam zuletzt auch von den Mediaagenturen Zustimmung. Klaus-Peter Schulz, Geschäftsführer und Sprecher der Interessensvertretung Die Mediaagenturen e.V., sprach gegenüber DWDL.de von einem "Schritt in die richtige Richtung, der eigentlich viel zu spät kommt". Heimische Player hätten nur mit Kooperationen eine Chance gegen Amazon, Google und Meta. Vor diesem Hintergrund sei die angestrebte Kooperation eine "notwendige Voraussetzung, um im Wettbewerb überhaupt weiterhin bestehen zu können".
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