Die Branche befindet sich im Umbruch und die beiden großen deutschen TV-Sendergruppen sind mittendrin: Bei ProSiebenSat.1 sieht es so aus, als würde Media for Europe (MFE) bald die Mehrheit halten und RTL sorgt mit der angekündigten Übernahme von Sky Deutschland für eine Konsolidierung innerhalb der Landesgrenzen. Dabei wird es aber wohl perspektivisch nicht bleiben. "Es wird zwingend eine weitere Konsolidierung geben", erklärte Thomas Rabe, Vorstandschef von Bertelsmann und RTL Group, am Freitag in einem Gespräch vor Journalistinnen und Journalisten anlässlich der Präsentation der jüngsten Geschäftszahlen.
Rabe ist sich sicher: Diese Konsolidierung auf europäischer Ebene muss kommen. Der Wettbewerb im Bereich Streaming sei längst global und da zähle einzig und allein Größe. "Wenn wir unser Geschäft größer machen wollen, bleibt uns in den einzelnen Ländern nichts anderes übrig, als zu konsolidieren", so Rabe, der die RTL Group auch vor allem dank der angekündigten Übernahme von Sky Deutschland auf einem guten Kurs sieht. Rabe betonte noch einmal, dass ein Zusammenschluss mit ProSiebenSat.1, wie er ihn in der Vergangenheit immer mal wieder ins Gespräch brachte, damit nicht mehr nötig sei.
Der Deal liegt aktuell bei den Medien- und Wettbewerbsbehörden und muss genehmigt werden. "Da ist uns in den letzten Jahren nicht so fürchterlich viel gelungen", räumte Rabe vor Journalistinnen und Journalisten ein und meinte damit die geplatzten Fusionen von RTL Nederland und M6 in Frankreich. Während man das Geschäft in den Niederlanden mittlerweile verkauft hat, gehört M6 weiterhin zum Konzern. Rabe hofft hier auch nach wie vor auf eine Fusion mit TF1 in möglichst naher Zukunft.
In Bezug auf die geplante Übernahme von Sky Deutschland sei man zuversichtlich, die Freigabe zu erhalten. Und tatsächlich ist der Prozess bereits voll im Gang. Man habe bei der zuständigen EU-Kommission bereits erste Unterlagen eingereicht und auch schon Fragen zurückgespielt bekommen, die man nun zügig beantworten werde. "Hoffentlich eher früher als später" werde man schließlich im kommenden Jahr die Freigabe erhalten, so Rabe.
Thomas Rabe kam dann auch noch einmal auf die angekündigten Synergien in Höhe von 250 Millionen Euro zu sprechen, die der Deal innerhalb von drei Jahren bringen soll. Einen kleinen Teil davon erwartet man durch ein Umsatzplus, etwa durch das Upselling von Sky-Produkten an bestehende RTL+-Abonnenten. Den größeren Block machen jedoch Kostenreduktionen aus. Hier plant RTL eine Optimierung des Content-Portfolios sowie die Reduzierung von Gemein- und Mediakosten.
Zu konkreten Auswirkungen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollte sich der RTL Group-CEO am Freitag nicht äußern. Er verwies lediglich darauf, dass man bereits angekündigt habe, dass die Standorte von RTL (Köln) und Sky (München) erhalten bleiben. Welche Geschäftsaktivitäten künftig wo stattfinden werden, müsse man sich ansehen. "Überlappungen werden wir beseitigen", so Rabe. Für betroffene Mitarbeitende werde man "vernünftige Lösungen" finden. Rabe betonte dann auch, dass es keine einseitige Übernahme sei. Beide Unternehmen seien auf Augenhöhe und man wolle jeweils das Beste der Sender fortführen.
Von der jetzt wohl anstehenden Übernahme von ProSiebenSat.1 durch MFE erwartet Thomas Rabe derweil keinerlei Auswirkungen auf das eigene Geschäft. Nicht MFE sei der Konkurrent, sondern ProSiebenSat.1 - und in diesem Wettbewerb schlage man sich gut. Auch im Zuge dessen verwies Rabe noch einmal auf die angekündigte Sky-Übernahme.
Sollte die Übernahme klappen, werden die Sky-Produkte, also auch die Streamingplattform Wow, erst einmal auf ihrer bestehenden Infrastruktur bestehen bleiben. Wow läuft über die Comcast-Plattform, Sky über das Sky-Netzwerk. Die getroffenen Vereinbarungen sehen demnach vor, dass RTL die Plattformen auch weiterhin nutzen kann. Perspektivisch soll aber vor allem Wow auf Bedrock überführt werden - also die Plattform, auf der RTL+ künftig laufen wird. Hierfür seien jedoch lange Übergangszeiten vereinbart worden, man wolle nichts überstürzen, so Rabe.
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