Am Mittwoch vergangener Woche endete um Mitternacht die Bieterschlacht der beiden Großaktionäre MFE - Media For Europe und PPF um ProSiebenSat.1. Eigentlich - doch auch nachdem beide am Montag die Ergebnisse nach Ende der Annahmefrist verkündet haben, bleiben viele Fragen offen. Die Entscheidung über die Zukunft von ProSiebenSat.1 ist einstweilen vertagt auf den 4. September - mindestens. Denn im Falle des MFE-Angebots startet am morgigen Dienstag nun nochmal eine zweiwöchige zweite Frist, in der sich Aktionärinnen und Aktionäre doch noch entscheiden können, das Angebot anzunehmen.

Zu den Zahlen: Das Angebot in Höhe von 7 Euro in bar, das PPF unterbreitet hatten, hat letztlich nur zu einer moderaten Erhöhung des PPF-Anteils an ProSiebenSat.1 um 2,79 Prozentpunkte auf 18,41 Prozent geführt - der Großteil davon geht wohl darauf zurück, dass General Atlantic sein 2,4-Prozent-Paket abgegeben hat. Vor allem sorgte PPF aber dafür, dass MFE sein Übernahme-Angebot erheblich aufstocken musste. Es besteht nur zum Teil aus einer Bar-Komponente in Höhe von 4,48 Euro, obendrein gibt's noch 1,3 MFE-A-Aktien, deren Wert natürlich schwankt. Zum 15. August 2025 hatte das Angebot einen impliziten Wert von 7,99 Euro, lag also deutlich höher.
Das erklärt auch, wieso der ProSiebenSat.1-Aktienkurs zuletzt etwa in diese Höhen gestiegen war - und das PPF-Angebot nicht mehr allzu attraktiv erscheinen ließ, schließlich konnte man seine Aktien an der Börse zu besseren Preisen loswerden, selbst wenn man nicht das MFE-Angebot annehmen wollte. Letztlich konnte MFE seinen Anteil an ProSiebenSat.1 um 10,27 Prozent ausbauen, hatte sich aber zuletzt schon auf anderem Wege deutlich über die 30-Prozent-Schwelle bewegt. Mit Stichtag zum vergangenen Mittwoch hält MFE 43,6 Prozent der ProSiebenSat.1-Stimmrechte.
Klar ist also: MFE hat seinen Einfluss bei ProSiebenSat.1 dadurch deutlich weiter ausgebaut. Doch es fehlt eben noch ein Stück, um über die 50-Prozent-Marke zu gelangen und damit in Unterföhring sicher durchregieren zu können und das Unternehmen auch vollkonsolidieren zu können. Um ProSiebenSat.1 vollständig in den MFE-Konzern zu integrieren wären sogar 75 Prozent der Anteile nötig - bei MFE heißt es aber, dass das kurzfristig gar nicht nötig sei.
Der ProSiebenSat.1-Vorstand und -Aufsichtsrat hatten das MFE-Angebot zwar unter der Prämisse zur Annahme empfohlen, dass eine vollständige Integration mit - zumindest nach MFE-Vorstellungen - damit einhergehenden Synergien im dreistelligen Millionen-Bereich erst dann realisiert werden könnten. MFE hält aber beträchtliche Synergien auch ohne diesen Schritt für möglich. Vor allem geht es jetzt um die faktische Kontrolle. Durchsetzen könnte man auf der Hauptversammlung seinen Willen wohl auch schon mit weniger als 50 Prozent der Anteile, schließlich ist annähernd auszuschließen, dass das gesamte stimmberechtigte Kapital dort anwesend ist.
Und PPF? Das hat PPF durch sein Eingreifen in jedem Fall dafür gesorgt, dass der ProSiebenSat.1-Kurs und damit der Wert der eigenen Beteiligung enorm gestiegen ist. Wie ein Verlierer muss man sich in der Bieterschlacht der Großaktionäre bei PPF also nicht fühlen. Es kommt nicht von ungefähr, dass Kasper Taczek, Investment Director bei PPF Group, zwischenzeitlich wissen ließ: "Wir begrüßen, dass unser Angebot zu einem deutlich verbesserten Angebot von MFE geführt hat und damit zusätzlichen Wert für alle Aktionäre von ProSiebenSat.1 schafft." Und falls MFE dann später den Schritt der vollständigen Integration gehen will, dann dürfte sich PPF seinen enormen Anteil ohnehin gut bezahlen lassen.
Doch das ist Zukunftsmusik, jetzt ist erstmal Kurs auf die 50-Prozent-Marke gesetzt. Falls die vorzeitig fällt, wird man das direkt durch eine Ad-Hoc-Mitteilung erfahren. Falls es auf den letzten Drücker geschieht - oder auch nicht. So lange geht die Hängepartie in Unterföhring weiter. Nächster Stopp: 4. September.
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