28 Angebote konnte die Nominierungskommission für den Grimme Online Award in diesem Jahr auf die Liste setzen, drei Plätze ließ sie am Ende frei. Dass das Kontingent nicht ganz ausgeschöpft wurde, ist dabei durchaus auch als Statement zu lesen. "In einer Zeit multipler Krisen – von Kriegen über den Klimawandel bis hin zu wirtschaftlicher Unsicherheit und innenpolitischer Instabilität – agiert die digitale Publizistik vorsichtig. Innovation weicht Stabilität. Krise frisst Experiment", resümiert Matthias Leitner in seinem Bericht über die Kommissionsarbeit.

Grimme-Direktorin Çiğdem Uzunoğlu stimmt der Einschätzung zu und ergänzt: "Oft fehlt es zudem an Förderprogrammen, die innovative Ansätze ermöglichen." Die Leistung derjenigen, die es auf die Nominierungsliste geschafft haben, unterstreicht das um so stärker. "Viele Einreichungen überzeugen durch sorgfältige Recherche, klare redaktionelle Haltung und hohe gestalterische Kompetenz", sagt Leitner. Thematische Schwerpunkte seien dabei die Auseinandersetzung mit Israel und Palästina sowie die historische Aufarbeitung von NS-Zeit, DDR und Migrationsgeschichte gewesen.

In der Kategorie Information etwa ist die STRG_F-Reportage "Gaza: wie Hilfskräfte den Krieg erleben" nominiert, auch die "Israel-Palästina Diaries" auf dem Instagram-Account von Shai Hoffmann beschäftigen sich mit dem komplexen Thema. Einen spielerischen Ansatz zur Vermittlung von Wissen und Bildung wählen die Arolsen Archives, die sich erneut über eine Nominierung freuen können, diesmal mit ihrer "arolsen school Bildungsplattform", auf der man sich in browserbasierten Minigames mit Vergangenheit, Verantwortung und aktuellen gesellschaftlichen Fragen  befassen kann. Nominiert ist hier ebenfalls Mirko Drotschmann, der bereits seit 2012 mit seinem YouTube-Kanal "MrWissen2go" aktiv ist, seit 2017 auch für Funk. Seine kontinuierliche Arbeit könnte nun mit einem Grimme Online Award geehrt werden.

Generell bleibe digitale Publizistik auf Social Media präsent. Zahlreiche Formate würden dort Wissen präzise vermitteln und damit beachtliche Reichweiten erzielen. Allerdings sieht die Nominierungskommission zwei grundlegende Probleme: Häufig würde zwar zum Austausch aufgerufen, der Dialog dann aber nicht gepflegt. "Kommentare bleiben unbeantwortet, Hinweise ungenutzt, der Diskurs verkümmert zur Einbahnstraße". Es gibt aber noch ein grundlegenderes Problem: "Es mangelt an Räumen, wo Menschen einen respektvollen Austausch pflegen (können), wo sie glaubwürdige Informationen finden und ihre Daten nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden." Nur das Fediverse biete eine Alternative zu den kommerziellen Angeboten aus den USA und China. Mastodon-"Erfinder" Eugen Rochko erhält daher – stellvertretend für das Fediverse – eine Nominierung in der Kategorie Spezial.

Alle Nominierungen für den Grimme Online Award 2025

Kategorie Information

Kategorie Wissen und Bildung

Kategorie Kultur und Unterhaltung

Kategorie Spezial

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