Media for Europe (MFE) hält künftig weitgehend die alleinige Kontrolle über ProSiebenSat.1. Wie der italienische Medienkonzern am Donnerstag bekannt gegeben hat, hält man nach dem Ablauf der weiteren Annahmefrist des Übernahmeangebots am 1. September mittlerweile 75,61 Prozent an der deutschen Sendergruppe. Die finale Abwicklung des freiwilligen Übernahmeangebots wird nun für den 16. September erwartet.

Die eigentliche Annahmefrist des Übernahmeangebots war Mitte August ausgelaufen, damals kam MFE noch auf rund 43,6 Prozent der ProSiebenSat.1-Anteile. Schon damals war aber schon klar, dass dieser Anteil wohl noch weiter steigen wird, denn innerhalb von zwei zusätzlichen Wochen konnte das Angebot weiterhin angenommen werden. Zuletzt kündigte dann MFE-Widersacher PPF an, seine eigenen Anteile an ProSiebenSat.1 an die Italiener zu verkaufen

Damit war klar, dass MFE sicher über die Marke von 50 Prozent kommen wird. Spannend war nun noch zu sehen, ob die Italiener den Sprung über die 75-Prozent-Marke schaffen. Das ist insofern wichtig, weil MFE nun sämtliche Entscheidungen im Alleingang treffen kann. Nun ist auch eine Vollintegration von ProSiebenSat.1 in den paneuropäischen Konzern von Pier Silvio Berlusconi möglich. Diese Vollintegration ist eine wesentliche Voraussetzung, um die angepeilten Synergien von mehr als 100 Millionen Euro zu heben (DWDL.de berichtete). 

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Bert Habets © ProSiebenSat.1 Bert Habets
ProSiebenSat.1-CEO Bert Habets spricht jetzt von einem "wichtigen Meilenstein" für den Konzern. Habets: "Gemeinsam decken wir fünf zentrale europäische Märkte mit insgesamt über 210 Millionen Einwohnern ab: ProSiebenSat.1 ist ein führender Anbieter in Deutschland, Österreich und der Schweiz, während MFE in Italien und Spanien führend ist." In den kommenden Wochen werde man gemeinsam die "vielversprechendsten Möglichkeiten für eine tiefergehende Zusammenarbeit identifizieren und unsere Visionen für die Zukunft aufeinander abstimmen". 

Habets bedankte sich im gleichen Atemzug bei PPF für ihr "Engagement und ihre wertvollen strategischen Beiträge als Großaktionär in den letzten drei Jahren, die dazu beigetragen haben, die Transformation von ProSiebenSat.1 zu beschleunigen". PPF hatte auch versucht, seine Anteile an ProSiebenSat.1 zu erhöhen, war damit letztlich aber nur mäßig erfolgreich. Weil sich eine Übermacht von MFE abzeichnete, entschieden sich die Tschechen zum Verkauf. 

In einer Pressemitteilung zur erfolgten Übernahme heißt es von ProSiebenSat.1 am Donnerstag noch einmal, dass man sich weiterhin auf die digitale Transformation des Entertainment-Geschäfts sowie die "nachhaltige Steigerung des Unternehmenswerts für alle Stakeholder" fokussiere. Man verfolge weiterhin das Ziel, Joyn als "führende, werbefinanzierte Streaming-Plattform im deutschsprachigen Raum" zu etablieren. ProSiebenSat.1-Vorstandsmitglied Markus Breitenecker träumte zuletzt schon einmal von einer möglichen Joyn-Expansion nach Italien und Spanien - dazu wird er aber erst einmal das dortige MFE-Management überzeugen müssen.