Erst am Mittwoch haben NDR und BR bestätigt, dass sie ihr in diesem Jahr getestetes Reportageformat "Klar" fortsetzen. Dabei kommt es aber zu Veränderungen, weil der NDR in den von ihm produzierten Ausgaben nicht mehr auf die Moderatorin Julia Ruhs setzt. Die ist fortan nur noch in den Folgen zu sehen, die der BR verantwortet. An der Entscheidung gab es reichlich und lautstarke Kritik, auch von einigen Politikerinnen und Politikern. Befeuert wurde das von Ruhs selbst, die Journalistin sprach von einem "Armutszeugnis". 

Nun hat der NDR eine Nachfolgerin für Ruhs vorgestellt - und die ist durchaus bekannt in der Branche. Tanit Koch soll das Moderationsteam verstärken und ab dem kommenden Jahr durch die NDR-Ausgaben der Reihe führen. Darüber hinaus arbeite sie auch redaktionell an dem Format mit, so der NDR in einer Pressemitteilung. 

Tanit Koch war bereits Chefredakteurin der "Bild"-Zeitung und hat auch den Nachrichtensender ntv schon als Geschäftsführerin geleitet. Bei RTL Deutschland war sie bis Ende 2020 zudem für den Aufbau der Zentralredaktion verantwortlich. Später leitete sie die Wahlkampfkommunikation für den damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet, seit 2024 schreibt Koch für den "Focus". Zu ihrem neuen Job sagt Tanit Koch: "Die Gelegenheit, das Format ‘Klar’ im Wechsel mit Julia Ruhs zu präsentieren, freut mich sehr. Ich sehe es als Chance, mit meiner Perspektive von außen zur Meinungsvielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beizutragen."

Beim NDR wird die Sendung künftig im Programmbereich Gesellschaft angesiedelt. Juliane von Schwerin, stellvertretende Programmdirektorin und Hauptabteilungsleiterin des Programmbereichs Gesellschaft des NDR: "NDR und BR führen dieses Format jetzt nach der Pilotphase und Bewertung fort und schaffen feste Strukturen. Ich freue mich, dass das Format künftig im Programmbereich Gesellschaft angesiedelt ist. Mit Tanit Koch haben wir eine versierte Journalistin und meinungsstarke Moderatorin für ‘Klar’ gewonnen. Sie bringt vielfältige Erfahrungen und Perspektiven mit, die sehr gut zu ‘Klar’ passen und das Profil des Formates stärken."

NDR-Programmdirektor Frank Beckmann hat sich in einem Interview mit NDR Info noch einmal zur Aufregung rund um Julia Ruhs geäußert. Den Vorwurf der Cancel Culture könne er nicht verstehen, so Beckmann. "Wir machen ja doppelt so viel! Frau Ruhs wird in genauso vielen Sendungen auftauchen wie in der Vergangenheit. Das Einzige, was wir ihr versagt haben, ist, dass wir nicht möchten, dass sie alleine alle Folgen präsentiert." Es sei dem NDR vor allem darum gegangen, Themen zu setzen. Die Sendung stehe dabei im Mittelpunkt, nicht die Moderatorin, so Beckmann. "Deswegen war es für uns logisch zu sagen: Wenn man über das Thema Meinungspluralität redet, kann man die Sendung mit mehreren Köpfen präsentieren. Und das war halt eine der Entscheidungen, die wir getroffen haben nach Ansicht der Piloten. Ich finde diese Entscheidung völlig nachvollziehbar." 

Hinweis: Wir haben den Text um 15:40 Uhr mit den Aussagen von NDR-Programmdirektor Frank Beckmann ergänzt.