Gleich drei Chefredakteure stehen in den Diensten des WDR: Während Stefan Brandenburg den Newsroom der öffentlich-rechtlichen Anstalt leitet, fungiert Gabi Ludwig als Regional-Chefredakteurin. Hinzu kommt noch Ellen Ehni als Chefredakteurin Politik und Zeitgeschehen. Während Brandenburg und Ehni an die Programmdirektion Information, Fiktion und Unterhaltung von Jörg Schönenborn angedockt sind, arbeitet Gabi Ludwig innerhalb der Direktion NRW, Wissen und Kultur von Andrea Schafarczyk.

Das sorgt immer wieder für einen immensen Abstimmungsaufwand zwischen den verschiedenen Chefredakteuren und ihren Redaktionen, kritisieren Menschen mit Einblick in den Sender. Gerade in besonders großen News-Lagen sei es nicht von Vorteil, sich erst einmal viel abstimmen zu müssen, bevor die eigentliche Arbeit getan werden könne. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WDR kritisieren diese Aufstellung innerhalb der verschiedenen Direktionen als "Geburtsfehler". 

Ein Geburtsfehler, den der WDR möglicherweise bald beheben wird. Gabi Ludwig ist nur noch bis Ende dieses Jahres im Unternehmen, danach geht die Regional-Chefredakteurin in den Ruhestand (DWDL.de berichtete). Und während es Ende August aus dem Haus noch hieß, dass man einen Nachfolger für Ludwig suchen werde und ihre Stelle neu ausschreibe, kommt nun doch alles ganz anders. 

Nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de wird die Stelle von Gabi Ludwig vorerst doch nicht ausgeschrieben. Der Posten der Regional-Chefredakteurin wird damit zumindest Anfang des kommenden Jahres vakant bleiben. Wie aus dem WDR zu hören ist, soll Dominik Mercks den Posten kommissarisch einnehmen. Mercks ist aktuell stellvertretender Programmdirektor NRW, Wissen und Kultur sowie Hauptabteilungsleiter Programmmanagement in diesem Bereich. Wie es mittel- und langfristig mit dem Posten der Regional-Chefredakteurin weiter geht, ist dagegen noch nicht entschieden. 

Schon vor einiger Zeit hat die WDR-Geschäftsführung den Prozess "Infostrategie für den Westen" aufgesetzt, um die digitalen regionalen Angebote neu aufzustellen und die digitale Reichweite zu erhöhen. Im Zuge dessen soll auch die Zusammenarbeit zwischen dem Newsroom und den Regionalstudios verbessert werden. Mehrere Arbeitsgruppen loten aus, wie das auf verschiedenen Ebenen funktionieren kann. Und im Rahmen dieses Prozesses soll nun auch eine mögliche Neuaufstellung des Info-Bereichs geprüft werden. Die Rede ist WDR-intern von einer "neuen Organisationsstruktur für die Regionalität". Erst wenn der Prozess im Frühjahr 2026 abgeschlossen sein wird, werde man über die langfristige Organisation und Leitung der Regionalberichterstattung im WDR entscheiden, heißt es. 

Katrin Vernau will Reformen im WDR

WDR-interne Kritiker der bisherigen Aufstellung fordern, dass die Info-Bereiche unter einem Dach zusammengeführt werden, um lange Abstimmungswege wie bisher zu eliminieren. Ob es tatsächlich so kommt, ist noch nicht fix. Es deutet sich aber ein umfassender Umbau an - und auch ein Umdenken innerhalb des Hauses. Nachdem DWDL.de im August zunächst über die ursprünglichen Pläne berichtet hatte, dass es eine Nachfolgerin für Gabi Ludwig geben soll, hatte es sowohl intern in der Belegschaft und den Aufsichtsgremien als auch in der Politik Widerstand gegeben. 

Jetzt soll es nach DWDL.de-Informationen WDR-Intendantin Katrin Vernau gewesen sein, die die Ausschreibung der Stelle der Regional-Chefredakteurin gestoppt und eine Überprüfung des Status Quo angeordnet hat. Vernau wolle so als Reformerin auftreten, heißt es aus dem Sender. Als Katrin Vernau vor mehr als einem Jahr ihre Bewerbungsrede vor dem Rundfunkrat hielt, waren ihr Reformen bereits ein großes Anliegen. "Ich bin überzeugt, dass wir diesen Weg künftig noch viel entschiedener, schneller und konsequenter gehen müssen", erklärte sie damals. Gut möglich, dass es im Info-Bereich des WDR schon bald ernst wird und nicht mehr nur über Reformen gesprochen wird, sondern sie tatsächlich umgesetzt werden.