Drei Jahre nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz kommt es im Medienimperium des Konzerns zu einem massiven Umbau. Mateschitz galt einst als Fan von Medien wie ServusTV, das ermöglichte auch einige nicht sehr wirtschaftliche Projekte. Schon zuletzt mussten aber auch die Red-Bull-Medien verstärkt aufs Geld achten - und nun erfolgt der endgültige Kurswechsel, bei dem es nicht mehr in erster Linie darum geht, was dem Firmenpatriarchen gefällt.
Dietmar Otti, Global Head of Media im Konzern und zuvor unter anderem bei Axel Springer und Bauer Media Group tätig, hat die umfassende Neuaufstellung jetzt intern angekündigt. In dem Schreiben an die Belegschaft, das DWDL.de vorliegt, schreibt Otti, dass sich der Medienmarkt in einem "tiefgreifenden und dynamischen Wandel" befinde. "Um diesen Veränderungen erfolgreich zu begegnen, haben wir bei Servus Media eine klare strategische Neuausrichtung definiert. Im Zentrum stehen die Stärkung unserer Markenidentität, der konsequente Ausbau unserer digitalen Präsenz sowie die Entwicklung neuer, nachhaltiger Monetarisierungsmodelle."
Konkret setzt man im Red Bull Media House künftig auf eine Bündelung sämtlicher Medienmarken unter dem neuen Dach von Servus Media. Dazu gehört nicht nur ServusTV, sondern auch die (Online-)Magazine "Servus in Stadt & Land", "Bergwelten" und "Speedweek" sowie die Produktionsfirma Terra Mater Studios. Man setze vor allem auf "hochwertige Inhalte mit klarem USP, eine zielgerichtete Audience- und Distributionsstrategie, eine Digital-First-Ausrichtung sowie die intelligente Nutzung datengetriebener Technologien".
Um die neue Strategie bestmöglich umzusetzen, hat man auch an der Organisationsstruktur geschraubt. Künftig ist Matthias Brügelmann für den Bereich Editorial zuständig, er verantwortet damit alle Servus-Medien inhaltlich, bei ihm liegt auch die Verantwortung für die Bereiche Red Bull Studios, Terra Mater und Programming. Marlene Beran ist derweil verantwortlich für den Bereich Operations (u.a. Production, Data & Business Insights, Finance, HR, Legal). Als dritte Person verantwortet Stefan Ebner die Bereiche Media Sales & Partnerships, Marketing & Communications und Digital Commerce.
Viele Mitarbeiter müssen gehen
Im Zuge der Neuaufstellung wird es aber auch zu einem massiven Stellenabbau kommen. "Trotz intensiver Bemühungen, für alle Kolleginnen und Kollegen eine zukunftsorientierte Aufgabe zu finden, können wir leider nicht allen eine Rolle in der neuen Organisation zusichern", schreibt Dietmar Otti an die Belegschaft. Bereits am Mittwoch hat das Unternehmen demnach eine Mitteilung beim Arbeitsmarktservice Österreich (AMS), dem österreichischen Arbeitsamt, eingereicht. Es ist eine Art Vorwarnung, dass man eine gewisse Anzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kündigt - und die bald wohl beim AMS aufschlagen werden.
"Trotz intensiver Bemühungen, für alle Kolleginnen und Kollegen eine zukunftsorientierte Aufgabe zu finden, können wir leider nicht allen eine Rolle in der neuen Organisation zusichern."
Dietmar Otti, Global Head of Media bei Red Bull
In der Belegschaft des Red Bull Media House haben die Ankündigungen für Verunsicherung gesorgt. Grund dafür ist auch die Tatsache, dass die Unternehmensführung in den Details noch vage geblieben ist. So war die Rede von einer "mittleren zweistelligen" Anzahl an Stellen, die gestrichen werden sollen. Medien wie "Der Standard" und der "Kurier" berichten von 40 bis 60 Stellen, die den Kürzungen zum Opfer fallen. Auch bei zuletzt rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin ist das eine vergleichsweise hohe Zahl.
Nach DWDL.de-Informationen wissen schon einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass es für sie in der Zukunft keinen Platz mehr im Unternehmen gibt - aber nicht alle. Bis Ende der Woche sollen alle Betroffenen informiert werden. "Diese Neuausrichtung ist ein wichtiger und notwendiger Schritt, um Servus Media langfristig zu stärken und für die Zukunft optimal aufzustellen", schreibt Red Bulls Medienchef Dietmar Otti in seiner Mitteilung an die Belegschaft.
Kommt ein neuer Chef für ServusTV?
Noch keine Entscheidung gibt es derweil rund um einen möglichen Nachfolger von ServusTV-Chef Ferdinand Wegscheider. Der hatte sich vor rund zwei Wochen aus dem operativen Tagesgeschäft zurückgezogen, aktuell ist er nur noch als TV-Kommentator und Berater im Hintergrund mit dabei. Zuletzt hieß es vom Sender, Details zur Nachfolge sollten "zeitnah" erfolgen - das war vor etwa fünf Wochen. Im Sender zweifeln einige daran, dass es in der neuen Aufstellung überhaupt einen direkten Nachfolger für Wegscheider braucht. Im Sender kümmert sich Goetz Hoefer als Programmchef um die Inhalte, darüber steht seit Anfang Oktober Matthias Brügelmann als Gesamtverantwortlicher für alle Medieninhalte von Red Bull.
In Deutschland hat ServusTV seinen linearen Sendebetrieb bereits Ende 2023 eingestellt, hierzulande ist man allerdings noch mit der Streamingplattform ServusTV On aktiv. In Österreich ist der Sender auch - aber nicht nur - dank hoher Investitionen in Sportrechte mittlerweile Marktführer im Privatfernsehen. Erst kürzlich feierte man den stärksten August seit Senderbestehen (DWDL.de berichtete).