Als langjähriger Chef von NBC Universal und CNN hat Jeff Zucker die globale TV-Branche wie kaum ein anderer Manager und Journalist geprägt. Inzwischen ist er CEO von RedBird IMI - einem Joint Venture der US-amerikanischen Private-Equity-Gesellschaft RedBird und IMI, einem Medieninvestmentarm aus de Vereinigten Arabischen Emiraten. Für Schlagzeilen sorgte die Investorengruppe im vorigen Jahr, als sie für umgerechnet etwa 1,35 Milliarden Euro den britischen Produktionsriesen All3Media kaufte, der auch hierzulande mit Marken wie Filmpool und south & browse aktiv ist.

Auf den Medientagen München hat Zucker jetzt mit DWDL.de-Chefreporter Torsten Zarges über seine Aktivitäten gesprochen. "Unser Ziel ist das große Geld", sagte er unmissverständlich. Denn: "Es gibt viel Kapital auf der Welt." Zusammen mit RedBird IMI sei er daher auf der Suche nach Investitionen, die sich im Zeitraum von drei bis sieben Jahren auszahlen. "Wir suchen nach Möglichkeiten, bei denen wir etwas bewirken können", so der ehemalige CNN-Chef. Dabei wolle er seine vier Jahrzehnte Erfahrung im Mediengeschäft einbringen. "Die Fähigkeit, sich eine Organisation anzusehen und verstehen, ist bei mir anders ausgeprägt als bei jemanden, der ausschließlich auf der Finanzseite aktiv ist."

Doch es sind eben nicht nur Geld und Expertise, die nach Zuckers Auffassung entscheidend für den Erfolg von Investitionen sind. "Investieren ist die Kombination aus Kapital, operativer Erfahrung – und Magie", sagte Zucker mit einem Augenzwinkern. "Wir versuchen, das alles zusammenzubringen." Operative Erfahrung einzubringen sei der Punkt, an "an dem man die Magie bekommt".

Zucker erwartet weitere Konsolidierung

Auf Magie hofft Jeff Zucker nicht zuletzt in Europa. "Wir glauben an Europa", erklärte er auf den Medientagen München. Der deutsche Markt besitzt für Zucker jedoch gleichwohl keine Priorität. "Wenn ich an den europäischen Content-Marktplatz denke, dann denke ich, dass andere Länder bessere Möglichkeiten bieten." Für die Zukunft erwartet Jeff Zucker "eine weitere Konsolidierung im gesamten europäischen Content-Bereich". Zudem müssten sich traditionelle Medien verändern. "Wir haben einen Punkt erreicht, an dem die Technologie die Medien so sehr verändert hat, dass eine Konsolidierung erforderlich ist. Wenn man sich die Silicon-Valley-Unternehmen und die Social-Media-Plattformen ansieht, und die Arbeit und Weise, wie Medien und Informationen konsumiert werden, dann müssen sich die traditionellen Medienunternehmen konsolidieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und zu überleben." Nur so werde man mit neuen Marktteilnehmern konkurrieren können, "die das Verhalten der Menschen auf den Kopf gestellt haben", zeigte sich Zucker überzeugt.

Dass viele große Medienfusionen nicht wie erhofft funktionieren, führt Jeff Zucker auch darauf zurück, "dass es sehr schwierig ist, Kulturen zusammenzubringen". Das wiederum sei jedoch "die Magie guter Führung", so der langjährige Medienmanager. "Es ist schwer. Aber man darf keine Angst davor zu haben." Die Übernahme von Paramount hat Zucker derweil nur von außen betrachtet, auch wenn RedBird eine wichtige Rolle dabei spielte. Hier gebe es jedoch eine "chinesische Mauer".

Angesprochen auf seine Zeit bei CNN, machte Jeff Zucker deutlich, er vermisse es, eine globale Redaktion zu leiten. "Es ist eine wirklich wichtige Zeit, nicht nur in der US-Geschichte, sondern in der Weltgeschichte." Gleichzeitig seien viele Redaktionen heute sehr verängstigt. "Unter diesen Umständen wäre es sicher sehr schwierig, eine Redaktion zu führen". Dass Zucker perspektivisch wieder an die Spitze von CNN rücken könnte, wie bereits mit Blick auf mögliche Übernahmepläne von Warner Bros. Discovery durch Paramount vereinzelt spekuliert, kommentierte Zucker nur kurz. "Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen", sagte er, ergänzte aber zugleich: "Mal sehen, was in Zukunft passiert."