Erst vor wenigen Tagen hat Bertelsmann einen Wechsel in der Führung der RTL Group bekannt gegeben. Bereits Mitte des kommenden Jahres übernimmt Clément Schwebig als Geschäftsführer die Geschicke des Unternehmens (DWDL.de berichtete). Jetzt musste aber nochmal Thomas Rabe die neuesten Geschäftszahlen vorstellen - und die machen deutlich, welch schwierigen Job Schwebig demnächst antreten wird. 

So sank der Umsatz in den ersten neun Monaten des Jahres um 2,2 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Grund dafür sind niedrigere Umsätze aus der klassischen TV-Werbung sowie von Fremantle, das wegen der Zurückhaltung von Sendern und Streamern leidet. Der digitale Werbeumsatz stieg im gleichen Zeitraum um 31,7 Prozent, konnte die Verluste im linearen Bereich aber nicht ausgleichen. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab’s im dritten Quartal, hier lag der Umsatz stabil bei 1,3 Milliarden Euro. 

Zu den Problemzonen: Der TV-Werbeumsatz der RTL Group ging in den ersten neun Monaten des Jahres um 7,4 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zurück. Im dritten Quartal betrug das Minus sogar 8,3 Prozent. Und weil potenzielle Auftraggeber weiterhin sehr zurückhaltend sind, leidet auch Fremantle. Hier sank der Umsatz zwischen Januar und September um 5,1 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro. Das Unternehmen macht unter anderem niedrigere Umsätze aus den USA dafür verantwortlich. 

Zum dritten Quartal veröffentlicht die RTL Group stets nur Umsatzzahlen, wie es beim Gewinn aussah, ist also unklar. Wegen der anhaltenden Schwäche des Werbemarktes muss das Unternehmen nun aber seine Prognose für das laufende Jahr nach unten korrigieren. War man im August noch davon ausgegangen, dass die TV-Werbeumsätze im zweiten Halbjahr leicht um 2 bis 3 Prozent steigen, geht man nun von einem Rückgang im hohen einstelligen Prozentbereich aus. Das ist auch deshalb so bitter, weil das zweite Halbjahr 2024 eigentlich schon ziemlich schwach lief. 

Streaming-Bereich soll 2026 profitabel werden

Die RTL Group erwartet nun einen Umsatzrückgang auf 6,0 bis 6,1 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete man 6,25 Milliarden Euro - und bislang war man eigentlich von einem Wachstum auf bis zu 6,45 Milliarden ausgegangen. Das Adjusted EBITA, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, liegt voraussichtlich nur noch bei rund 650 Millionen Euro, nachdem man zuvor 780 Millionen angepeilt hatte. Im September hatte bereits ProSiebenSat.1 seine Prognose gesenkt und auch der Privatsenderverband VAUNET hatte zuletzt einen düsteren Ausblick auf das Jahr gegeben

"Das Marktumfeld bleibt weiterhin herausfordernd. Die TV-Werbeumsätze sind in unseren Kernmärkten rückläufig und wir beobachten eine beschleunigte Verlagerung vom linearen Fernsehen zum Streaming. Unsere Streaming-Kennzahlen zeigen allesamt in die richtige Richtung: Streaming-Umsatz, zahlende Abonnenten und Nutzungsdauer", sagt Thomas Rabe, Chief Executive Officer der RTL Group. 

Tatsächlich wächst das Streaming-Geschäft weiterhin dynamisch. So kletterte der Streaming-Umsatz von Januar bis September um 26,6 Prozent auf 351 Millionen Euro - und das sowohl aufgrund einer deutlich höheren Anzahl zahlender Abonnenten als auch höheren Abo-Preisen in Deutschland und des Wachstums der Werbeerlöse für RTL+ in Deutschland und M6+ in Frankreich. Zum 30. September zählte die RTL Group 7,59 Millionen zahlende Abonnenten für seine Streamingdienste, das ist ein Anstieg um 17,4 Prozent. Alleine auf RTL+ in Deutschland entfallen 6,64 Millionen Abonnenten - das sind 14,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Bis Ende des Jahres will die RTL Group die Marke von 8 Millionen zahlenden Kundinnen und Kunden überschreiten. Gleichzeitig will man die Streaming-Anlaufverluste in diesem Jahr auf rund 50 Millionen Euro mehr als halbieren. 2026 soll der Streaming-Bereich profitabel werden.

Sky-Übernahme noch im ersten Halbjahr 2026?

Bei der geplanten Übernahme von Sky Deutschland lässt sich die RTL Group jetzt außerdem erstmals etwas genauer in die Karten schauen. So erwartet man die Freigabe durch die Europäische Kommission mittlerweile im ersten Halbjahr 2026, bislang hatte man lediglich von 2026 gesprochen. 

Im Rahmen der Übernahme hatte der Konzern zuletzt ja auch schon einige Aktien zurückgekauft, um eine mögliche variable Komponente des Kaufpreises zu bedienen. Diese variable Komponente ist an die Kursentwicklung der RTL Group gekoppelt und kann von Comcast jederzeit innerhalb von fünf Jahren nach Abschluss der Transaktion ausgelöst werden, sofern der Aktienkurs der RTL Group 41 Euro übersteigt. Nun hat die RTL Group angekündigt, weitere Aktien im Wert von bis zu 29,2 Millionen Euro zurückkaufen zu wollen. Damit würde das Gesamtvolumen des Aktienrückkaufs rund 4 Millionen Aktien umfassen, was dem ursprünglichen Ziel des Aktienrückkaufangebots entspricht.

Bei Bertelsmann, der Mutter der RTL Group, lief es übrigens etwas besser. Der Medienkonzern verzeichnete in den ersten neun Monaten des Jahres einen Umsatz in Höhe von 13,5 Milliarden Euro, das ist ein kleines Plus von 0,8 Prozent. Organisch lag das Wachstum bei 1,9 Prozent. Zum Wachstum beigetragen haben die Bereiche Penguin Random House, Arvato Group, Bertelsmann Education Group und Bertelsmann Investments.