An Diskussionsthemen über Führungs- und Richtungswechsel mangelt es gerade nicht in der Branche: ProSiebenSat.1 unter MFE-Kontrolle, neue CEOs für RTL Group und Bertelsmann, Sky Deutschland vor Übernahme durch RTL Deutschland und dann ist da noch Warner Bros Discovery vor Verkauf oder Aufsplittung - sowie dem Start von HBO Max. Und jetzt kommt unerwartet Amazon in die Schlagzeilen.

Christoph Schneider, Country Director von Prime Video in Deutschland und Österreich sowie Geschäftsführer der Amazon Digital Germany GmbH verlässt das Unternehmen nach mehr als 13 Jahren. Das bestätigt am Dienstagnachmittag ein Amazon-Sprecher auf DWDL.de-Anfrage. Man trenne sich in bestem Einvernehmen. Der Abschied erfolge nach einer internationalen Umstrukturierung des Prime Video-Geschäfts. Schneiders bisherige Aufgaben werden künftig auf mehrere Schultern verteilt.

Stephan Bauer leitet den Bereich Lizenzeinkauf SVoD für Nord- und Zentraleuropa, Max Pawlak leitet den Bereich TVoD international. Beide arbeiten aus der Deutschland-Zentrale in München und berichten an Andrew Bennett, VP, Business Operations, Programming & Partnerships, Prime Video International in London. Philip Pratt leitet weiter Deutsche Originals für Amazon MGM Studios und berichtet an Nicole Clemens, Vice President International Originals bei Amazon MGM Studios.

Unter Schneider entwickelte Prime Video zuletzt eine Vielzahl neuer Partnerschaften, ganz aktuell mit Sat.1 bei der Produktion des Krimiserien-Comebacks "Der letzte Bulle" oder ProSieben beim neuen "Stromberg"-Film. Mit RTL Deutschand arbeitet man an einer Neuauflage der Action-Gameshow "Gladiators - Die Show der Giganten" und bei "Der Medicus 2" mit dem ZDF. Im vergangenen April startete ein linearer Prime-Sender. Ein strategischer Move: Damit hat Amazon ein Listing in einigen deutschen Programmzeitschriften mit Millionenauflage erreicht. 

Schneiders Abschied ist gerade angesichts aktueller Erfolge umso überraschender. Mit "Maxton Hall" geht das erfolgreichste nicht-englischsprachige Original von Prime Video auf das Konto des deutschen Teams. Die zweite Staffel der Serie wurde gerade, erstmals unabhängig von der AGF gemessen, in der ersten vollen Woche nach dem Launch meistgesehene Programmmarke aller gemessenen Streamingangebote (DWDL.de berichtete)

Nach DWDL.de-Informationen ist Schneider bereits mit sofortiger Wirkung ausgeschieden. Ein sehr plötzlicher Abschied von einem, der von Anfang an dabei war. 2012 kam er zu Amazon, als man dort Lovefilm übernommen hatte. Daraus wurde später Amazon Instant Video, dann Prime Video. Er führte den Auf- und Ausbau des Steamingservices zunächst bis September 2022, wechselte dann als Managing Director Central & Eastern Europe in eine internationale Rolle.

Nach dem nur sechsmonatigen Gastspiel von Kaspar Pflüger als zwischenzeitlichem Prime Video-Chef in Deutschland, übernahm Schneider im November 2022 wieder als Country Manager Deutschland und Östereich die Verantwortung für Prime Video. Schon vor seinem Wechsel zu Amazon sammelte Schneider Streamingerfahrungen: Er war von 2010 bis 2012 Managing Director beim ehemaligen ProSiebenSat.1-Streamer Maxdome.