Die "Spiegel"-Auslandskorrespondentin und Autorin Susanne Koelbl sowie der Kriegsreporter und stellvertretende "Bild"-Chefredakteur Paul Ronzheimer sind am Donnerstag in Berlin mit dem mit 10.000 Euro dotierten Pressefreiheitspreis 2025 des Medienverbands der freien Presse (MVFP) ausgezeichnet worden. Seit dem islamistischen Terroranschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo am 7. Januar 2015 initiiert der MVFP gemeinsam mit Partnern jährlich eine Pressefreiheitskampagne und zeichnet herausragende und mutige Persönlichkeiten für ihr besonderes Engagement aus.
Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern gehören unter anderem Peter Bandermann, Farida Nekzad, Ana Lilia Perez, Can Dündar, Ensaf Haidar, Daphne Caruana Galizia und Ján Kuciak, Düzen Tekkal sowie Reporter ohne Grenzen und das Investigative Center of Ján Kuciak (ICJK). Der Preis an Koelbl und Ronzheimer wird nun mit ihrer "herausragenden Auslands-, Kriegs- und Krisenberichterstattung" begründet.
Die Laudatio auf die zwei Journalisten hielt der ARD-Vorsitzende und HR-Intendant Florian Hager. Er sagte: "Ich bin der festen Überzeugung, dass es eine Aufgabe von allen Qualitätsmedien sein muss, gesellschaftlicher Kitt zu sein. Krisenzeiten wie diese brauchen den Schulterschluss, das Betonen der Gemeinsamkeiten. Wir müssen Debattenräume schaffen jenseits digitaler Orte, wir müssen Menschen zusammenbringen und miteinander reden lassen, die sich sonst vielleicht nur anschreien oder, was noch viel schlimmer ist, ignorieren. Nur so entsteht Perspektivenvielfalt, für die Persönlichkeiten wie Susanne Koelbl und Paul Ronzheimer Vorbilder sind."
Philipp Welte, MVFP-Vorstandsvorsitzender und Vorstand von Hubert Burda Media, sagte bei der Preisverleihung: "Wenn uns dieses Jahr eines gelehrt hat, dann dieses: Der unabhängige und verantwortliche Journalismus und der freie Austausch von Wissen, Meinungen und Informationen sind unentbehrlich für jede freie Gesellschaft und die Menschen, die in ihr leben. Und diese Freiheit ist nicht garantiert, sie ist nicht naturgegeben, sondern sie muss jeden Tag verteidigt werden – gerade von uns."
Das sagen die Ausgezeichneten
Susanne Koelbl erklärte in ihre Dankesrede, Auslandsreporter würden nicht nur den Mut, mit Splitterschutzweste und Pick-Ups durch Kampfzonen zu fahren, benötigen, sondern auch den noch größeren Mut, "das Gesehene auch auszusprechen, niederzuschreiben und zu veröffentlichen". Koelbl: "Die Wirklichkeit muss so gezeigt werden, wie sie ist. Das ist Pressefreiheit". Sie dankte auch "mutigen und klugen" Verlegern und Chefredakteuren, die ihre Arbeit möglich machen würden. "Auslandsjournalismus ist nicht günstig, aber der Preis seines Verschwindens wäre unermesslich höher. Die Investition in erfahrene Reporter ist eine Investition in unsere eigene Sicherheit."
Paul Ronzheimer sagte. "Was uns im Journalismus guttut, sind Reporter vor Ort. Weniger Meinung, mehr Analyse und mehr Sachkenntnis. Das ist es, was die Menschen wollen und was uns Vertrauen zurückbringt." Es gehe darum zuzuhören, einzuordnen und die Realität so zu erklären, wie sie ist. Vertrauen entstehe durch Reporterinnen und Reporter vor Ort – durch unabhängige Berichterstattung. "Trauen Sie Ihren Reportern etwas zu. Stellen Sie sich hinter Ihre Leute, geben Sie Ihnen genug Mittel und freuen Sie sich, wenn sich Politiker oder Geschäftsleute über sie beklagen."
Detlef Koenig, Geschäftsführender Vorstand im MVFP, fasste die Preisverleihung so zusammen: "Sie haben uns eindrucksvoll vor Augen geführt, wie herausfordernd glaubwürdiger Journalismus in Kriegs- und Krisengebieten ist – dort, wo Fakten umkämpft sind und Information schnell zum Instrument politischer Interessen werden kann. Genau deshalb brauchen wir eine freie Presse als Fundament unserer Demokratie. Pressefreiheit ist kein abstrakter Wert – sie lebt von Menschen, die für Wahrheit und Glaubwürdigkeit einstehen."
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