Für Florian Hager und Julia Krittian ist es ohne Zweifel ein besonderes Jahr, das nun allmählich zu Ende geht. Für Hager, weil er als HR-Intendant seit Januar zusätzlich auch als ARD-Vorsitzender agiert; und für Krittian, weil es nun 13 Monate her ist, dass die ehemalige MDR-Chefredakteurin als Programmdirektorin zum Hessischen Rundfunk wechselte. Krittians Schritt weg vom deutlich größeren MDR war für manche Beobachter überraschend gekommen, doch bei einem Pressegespräch in Frankfurt am Main betonte sie die Vorteile. 

Dass es hier nur eine Programmdirektion gebe, mache "das Gestalten eines gemeinsamen Programms, auch ein Zusammenspiel aller Redaktionen, mitunter leichter", sagte sie. Ohnehin sei der HR "in sehr vielen Dingen in der ARD Vorreiter", erklärte Krittian etwa mit Blick auf die Radiostrategie, an der schon vor dem an diesem Montag in Kraft getretenen Reformstaatsvertrag gearbeitet worden sei. 2026 werden die Hörerinnen und Hörer verstärkt erfahren, was dahintersteckt, allen voran, wenn You FM und HR Info mit den Jugend- und Infowellen von SWR und SR zusammengelegt werden.

Hessischer Rundfunk - HR © HR
Abseits davon will der HR im kommenden Jahr auf "Formate, die Räume schaffen setzen", um etwa regionale Perspektiven und Teilhabe zu fördern. Das haben Hager und Krittian bei ihrem Ausblick auf die inhaltlichen Pläne ihres Hauses betont. Als Veranstaltungsort diente der sogenannte "Creator Room" des öffentlich-rechtlichen Senders - ein Ort, an dem es gelingen soll, die Medienkompetenz von Schülerinnen und Schüler zu fördern. Offenbar mit Erfolg: Schon rund 8.000 von ihnen haben in den vergangenen Monaten dort Platz genommen, wo nun Intendant und Programmdirektorin saßen.

"Wir wollen Menschen verbinden, überraschen und auf ganz unterschiedlichen Wegen ansprechen", sagt Krittian. Gelingen soll dies etwa wieder mit einer rollenden Pop-Up-Redaktion, dem neuen digtalen Meinungsbarometer "HR fragt", das sich Krittian von ihrem früheren Arbeitgeber abgeschaut hat, aber auch mit "Eine Stunde reden", einem spielerischen Dialog-Ansatz zur Kommunalwahl in Zusammenarbeit mit dem Bonn Institute, "der Menschen zusammenbringt, die sich sonst vielleicht nicht treffen würden", wie die Programmdirektorin erklärt.

Im Bereich Dokumentation und Reportage setzt man indes auf eine Idee, die beim SWR ihren Ursprung hat: Auch der HR wird künftig eine eigene "Nachtstreife"-Reihe produzieren und darin Polizistinnen und Polizisten, den Kriminaldauerdienst und das Überfallkommando während ihrer Nachtschichten im Frankfurter Bahnhofsviertel begleiten. Produziert wird das Format vor allem mit Blick auf die ARD-Mediathek. Dort, aber auch im Ersten soll 2026 außerdem eine weitere Wetter-Doku mit Sven Plöger ihr Publikum finden. Mit ihr will der HR seine Klima-Kompetenz unterstreichen.

Neues Film-Projekt mit Bjarne Mädel

Doch auch im Fiktionalen will sich der HR, allen Spardrucks zum Trotz, weiter engagieren - wenn auch, anders als es noch vor wenigen Jahren üblich war, zunehmend in Form von Auftragsproduktionen. Große Hoffnungen legt der HR weiter in seine beiden "Tatort"-Reihen. Nachdem die Filme mit Ulrich Tukur ohnehin stets mit einer ganz ungewöhnlichen Herangehensweise überzeugen, legten jüngst die ersten beiden Einsätze der neuen Cold-Case-Ermittler Melika Foroutan und Edin Hasanovic einen starken Einstand hin - erst am vergangenen Sonntag räumte der zweite Film mit über acht Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern sowie 32 Prozent Marktanteil ab. Für das erste Halbjahr 2026 ist bereits der dritte Fall mit dem Titel "Fackel" geplant.

Vielversprechend klingt dabei nicht zuletzt "Blackbird", ein neues Projekt von Regisseur Max Zähle nach einem Drehbuch von David Ungureit, basierend auf dem Romandebüt von Matthias Brandt, mit Bjarne Mädel in der Hauptrolle. "Ein Film über Sehnsucht, Freundschaft, Liebe und Verlust", sagt Julia Krittian. "Zart, wahnsinnig traurig und immer wieder voller Lachen – wie das Erwachsenwerden eben so ist, mit großer erzählerischer Kraft und einer sensationellen Playlist des Autors selbst." Hier ist die Ausstrahlung für Ende kommenden Jahres geplant.

Florian Hager wird sich dann auf der Zielgeraden seiner Amtszeit als ARD-Vorsitzender befindet, die ihm einiges abverlangt, wie er am Montag durchblicken ließ. Doch bleibt angesichts der Verantwortung großen ARD überhaupt noch ausreichend Zeit für den vergleichsweise kleinen HR? Wohl kaum. Dass sich Julian Krittian während "komplett um den HR kümmern kann", entlaste ihn jedoch sehr, so Hager, der dann auch noch einmal auf seine Beweggründe für die Doppelbelastung zu sprechen kommt. "Ich war der Meinung, dass es auch ein wichtiges Zeichen ist, dass gerade auch eine mittlere Anstalt sehr wohl in der Lage ist - mit ihrem Mindset und dem Wissen, Dinge anders zu denken, weil es bei uns finanziell gar nicht anders möglich ist - in der ARD etwas zu verändern."

Eigentlich seien es allerdings zwei Fulltime-Jobs, die man irgendwie in einem "87-Stunden-Tag zusammenkriegen" müsse, räumt der HR-Intendant ein und ergänzt dann halb scherzend noch einen Satz: "Aber schlafen wird völlig überbewertet."