Der stellvertretende "Welt"-Chefredakteur Robin Alexander verlässt die "Welt"-Redaktion. Das hat Axel Springer am Donnerstag bekanntgegeben. Es ist ohne Zweifel ein schwerer Verlust für den Verlag, immerhin zählt Alexander seit vielen Jahren zu den einflussreichsten und am besten vernetzten Journalisten im Berliner Politikbetrieb. Seine Expertise ist auch weit über die Springer-Grenzen hinaus gefragt - in den politischen Talkshows des Landes zählt Robin Alexander längst zu den Stammgästen.
Parallel zu ihm verlässt derweil Dagmar Rosenfeld die Redaktion von "The Pioneer", wo sie nach ihrem Abschied als "Welt am Sonntag"-Chefredakteurin als Co-Herausgeberin fungierte. Ein kompletter Abschied ist es für beide nicht, denn Rosenfeld verfasst für "The Pioneer" künftig eine wöchentliche Audio-Kolumne, die als Podcast gesendet wird. Robin Alexander wiederum soll für die "Welt am Sonntag" künftig eine wöchentliche Kolumne schreiben und auch weiterhin Gast im Welt-TV-Studio sein. Im schnelllebigen Tagesgeschäft wird Welt aber fortan auf Alexanders Sachverstand und Vernetzung verzichten müssen.
Dazu kommt, dass Robin Alexander und Dagmar Rosenfeld ihren erfolgreichen "Machtwechsel" zwar fortführen werden - ab Januar 2026 allerdings nicht mehr unter der Springer-Flagge, sondern "in eigener Verantwortung", wie es heißt. Entwickelt wurde "Machtwechsel" einst anlässlich der Bundestagswahl 2021, seither wurde der Podcast sowohl bei "Welt" als auch "The Pioneer" veröffentlicht. "Mit unserem 'Machtwechsel'-Podcast möchten wir beweisen, dass ruhiger und hintergründiger Journalismus auch und gerade in diesen aufgeregten Zeiten vermarktbar ist - von unabhängigen Journalisten, die auch unternehmerisch für ihr Produkt stehen", begründen Alexander Rosenfeld den Schritt. "Axel Springer und Media Pioneer danken wir dafür, dass sie uns diesen Schritt ermöglichen und bleiben den Häusern als regelmäßige Kolumnisten erhalten."
Claudius Senst, Chief Operating Officer (COO) und Mitglied des Vorstands von Axel Springer: "Unternehmertum und kreative Medienformate haben in unserem Haus höchste Priorität. Dagmar Rosenfeld und Robin Alexander stehen genau dafür. Als sie mit der Idee einer Kombination aus Selbstständigkeit und freier Autorenschaft auf uns zukamen, haben wir dies ausdrücklich begrüßt." Bemerkenswert: Konkrete Worte zu Robin Alexanders Abschied finden sich in der am Donnerstag von Springer verschickten Pressemitteilung nicht, in der der Verlag die Personalie aber ohnehin fast schon als Randnotiz abtat und stattdessen die Zukunft des Podcasts in den Mittelpunkt stellte - auch das ist freilich eine Botschaft.
Bereits zu Jahresbeginn waren Risse zwischen Springer und Robin Alexander sichtbar geworden. Nachdem der Unternehmer und zwischenzeitliche Trump-Buddy Elon Musk in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag" geschrieben hatte, die AfD sei "der letzte Funke Hoffnung für dieses Land", hagelte es auch innerhalb der Redaktion Kritik an der Veröffentlichung. Zu den Kritikern zählte damals unter anderem Robin Alexander. Dass er sich nun ein Stück weit von seiner langjährigen publizistischen Heimat lossagt, erscheint vor diesem Hintergrund nur konsequent.
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