Eine Überraschende Meldung aus Hamburg: Viele Mitarbeiter bei Deutschlands größter Boulevard-Zeitung "Bild" müssen sich wohl auf einen Umzug einstellen. In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" kündigte "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann an, dass die Redaktion von Hamburg nach Berlin umziehen soll. Zudem wäre von einem Umzug wohl auch die "Bild am Sonntag" betroffen, die redaktionell mit der "Bild" verzahnt ist. "BamS"-Chefredakteur Claus Strunz will am Abend in einer Konferenz auf die Fragen der Mitarbeiter eingehen.
Diekmann sagte, es gebe "den Wunsch der Redaktion, darüber nachzudenken, ob Berlin nicht eine besondere Rolle für 'Bild' spielen muss". "Bild" wolle weiter die Themen setzen, über die Deutschland spreche "Daher ist es wichtig, dass wir dort sind, wo die Nachrichten entstehen", so Diekmann. "Eine Zeitung, die schnell und jung bleiben muss, gehört nach Berlin - gerade in Zeiten der Digitalisierung, in denen wir uns grundsätzlich fragen müssen, wie es uns außer in gedruckter Form noch geben kann", so Diekmann weiter.
Betroffen wären nach Diekmanns Angaben wohl bis zu 700 Mitarbeiter, die von Hamburg nach Berlin umziehen müssten. Und die sind Medienberichten zufolge davon alles andere als begeistert. Neben der Tatsache, dass für viele ein Umzug anstünde sorgt auch die Tatsache, dass sie von den Plänen aus der "FAZ" erfahren mussten, für Unmut. Spiegel Online zitiert einen Mitarbeiter, der in der morgendlichen Redaktionssitzung diese unerfreuliche Situation mit den Worten "Und ich dachte, alles Wichtige stünde zuerst in 'Bild'" kommentiert habe.
Für den Medienstandort Hamburg wäre der Weggang von "Bild" in jedem Fall ein schwerer Schlag, auch wenn Diekmann betont, auch weiter mit einer starken Lokalredaktion dort vor Ort zu bleiben, die rund 60 Mitarbeiter umfassen soll. Mit der bisherigen Redaktionsstärke ist das gleichwohl natürlich nicht vergleichbar. Die Gewerkschaften ver.di und DJV äußerten scharfe Kritik an der Entscheidung. Sie zeige, dass Springer nicht mehr an Hamburg als Zeitungsstandort glaube. Gleichzeitig wurde vor einem möglichen Personalabbau in Verbindung mit dem Umzug hingewiesen. Diekmann betonte jedoch, dass derartiges nicht geplant sei.
Noch hat der Vorstand nach Diekmanns Angaben keine Enscheidung über einen möglichen Umzug getroffen - allerdings scheint dieser dem Vorhaben wohlgesonnen. "Mathias Döpfner war nicht wirklich entsetzt, als wir ihm den Wunsch der Redaktion, nach Berlin zu ziehen, übermittelt haben", so Diekmann gegenüber der "FAZ". Ohnehin würde Diekmann wohl nicht so weit vorpreschen, wenn er keine Rückendeckung von der Verlagsspitze hätte.
Einen offizielle Entscheidung gibt es also noch nicht, dafür aber einen ambitionierten Wunschtermin: Nach Diekmanns Vorstellungen soll am 3. Oktober, also dem Tag der Deutschen Einheit, die erste "Bild"-Ausgabe in Berlin produziert werden. "Das wäre ein Signal, das der politischen Tradition des Verlages und des Engagements seines Gründers Axel Springer für die Überwindung der deutschen Teilung entspricht." Wenn das nicht glänge, sei ein späterer Termin aber "auch in Ordnung".