Fünf Jahre nach dem Zusammenbruch des Medienimperiums von Leo Kirch hat sich Helmut Thoma in der TV-Zeitschrift "Gong" noch einmal ausführlich mit der Pleite des Medien-Moguls beschäftigt. Kirch sei ein "Visionär mit der falschen Strategie gewesen", so Thoma.
Hauptgrund für den Milliarden-Bankrott sei gewesen, dass sich Kirch beim Bezahlfernsehen und der digitalen Plattform DF1 "völlig verrechnet" habe. "Sein wahrer Untergang war, dass er ab einem gewissen Zeitpunkt sich voll auf das Pay-TV gestürzt hat. Dabei wollte Leo Kirch alle seine Filme quasi direkt an die Konsumenten verkaufen. In den Aufbau von Premiere hat er viel Geld reingesteckt, gleichzeitig aber den Grundsatzfehler begangen, dass er nicht nur eine neue Form von TV einführen wollte, sondern auch eine neue Technik: die Digitalisierung“, so Helmut Thoma in der aktuellen Ausgabe der TV-Zeitschrift "Gong".
Mitte der 90er Jahre habe Leo Kirch versucht, ihn für dessen Pay-TV-Geschäft zu gewinnen, so Helmut Thoma weiter. "Ich glaubte nicht daran. Wenn ich heute zurückblicke, dann tut es mir leid, dass wir nicht zusammengekommen sind. Ich glaube, wir hätten zumindest seine Free-TV-Aktivitäten zu einem großen Erfolg führen können."
Zumal die Kirch-Sender eigentlich einen großen Wettbewerbsvorteil gegenüber RTL gehabt hätten. Thoma: "Beim Start der ersten beiden Privatsender RTL und Sat.1 hatte ich bei RTL zwölf Spielfilme im Lager. Kirch hatte 15.000 Spielfilme und 50.000 Programmstunden im Archiv. Dadurch hatte er natürlich einen Riesenvorteil. Nur. Kirch hatte die falsche Strategie. Er glaubte nämlich, durch die ungeheuere Überlegenheit an Material das Spiel zu gewinnen."