
Über zwanzig Jahre hat es gedauert bis das Privatfernsehen den Angriff auf "Wetten, dass..?" wagt. Kaum vorstellbar, dass im erbitterten Kampf um Marktanteile über zwei Jahrzehnte an manchen Abenden im Jahr die Gesetze des Wettbewerbs nicht zu gelten schienen. Umso verblüffender, dass der Burgfrieden fast unbemerkt und ohne konkreten Anlass gebrochen wurde.
"'Wetten, dass..?' werden wir künftig häufiger ärgern", kündigte RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger in der vergangenen Woche in Köln an. Klare Ansage: "'Wetten, dass...?' wird nicht mehr vom Wettbewerb verschont." Ob vor einigen Wochen "Deutschland sucht den Superstar" oder an diesem Wochenende "Wer wird Millionär" und "Let's dance": In Köln will man nicht länger den Schwanz einziehen, wenn das ZDF den Gottschalk auf die Bühne schickt.

Dahinter kann nur eine langfristige Taktik stecken: Kurzfristig jedenfalls leiden beide Seiten darunter. "Wetten, dass..?" knackte am Samstag nicht einmal die 10 Millionen-Marke und Günther Jauch holt bei RTL die schlechteste "Wer wird Millionär"-Quote überhaupt. Doch ein angesichts der Konkurrenz erstaunlich starkes "Let's dance" zeigt: Es ist keineswegs aussichtslos gegen Gottschalk gute Quoten zu holen.
Mit "Schlag den Raab" besitzt inzwischen auch ProSieben eine Samstagabendshow, die das Zeug zum Straßenfeger hat - sofern man diesen Begriff heute überhaupt noch benutzen kann. Dort formuliert man die neue Angriffslust diplomatischer. "Es ist sicher nicht mehr unmöglich gegen 'Wetten, dass..?' zu gewinnen aber ich würde es genauso wie Stefan Raab gerne einmal offen lassen. Gegenwärtig planen wir das nicht", sagte ProSieben-Geschäftsführer Andreas Bartl Anfang des Jahres im DWDL.de-Interview. Er schob allerdings nach: "Eines Tages kann es soweit sein; dann fordern wir Gottschalk heraus."