Bild: Gruner + JahrKeine kostspieligen Zukäufe im Internet plant der Gruner + Jahr Verlag. Das sagte der Vorstandsvorsitzende Bernd Kundrun im Interview mit dem "Handelsblatt".  "Wir agieren nicht wie ein Finanzinvestor, sondern setzen statt dessen auf den Ausbau unserer Titel und Marken", sagte Kundrun. Auch wenn die Branche das Internet als Wachstumsmotor ansieht, so ist Kundrun überzeugt: "Das Wachstum kommt aus der Marke und ihren Entfaltungsmöglichkeiten".

Demnach baut der Verlag seine etablierten Zeitschriftenmarken auch mit eigenen Online-Produkten aus. "Alle unsere Marken erweitern derzeit ihren Aktionsradius - in allen Ländern. Print ist für uns längst nicht mehr das einzige Medium", sagte Kundrun. So verändere sich der Verlag zu einem "multimedialen Haus".
 


Im deutschen Zeitschriftenmarkt sieht Kundrun derzeit kaum Möglichkeiten, große Publikumszeitschriften zu etablieren, da die Märkte weit entwickelt und ausgereift seien. "Insofern wäre es fahrlässig, wenn nicht sogar arrogant, spitzere Zielgruppen unberücksichtigt zu lassen", so Kundrun im "Handelsblatt" mit Blick auf Nischenprodukte, wie die kürzlich gestartete "Dogs".

Hinsichtlich der weiteren Entwicklungen im Internet ist Kundrun zuversichtlich, im Zuge künftiger Marktentwicklungen gegenüber Unternehmen wie Google oder Ebay in einen Vorteil zu kommen. So liefen die großen Internet-Player wegen ihrer Größe "Gefahr, sich in der Breite zu überdehnen", so Kundrun. "Die Nutzerschaft fragmentiert sich. Der User wird nach kleineren Communities und Angeboten fragen, wo er schneller findet, was er benötigt, und wo er das Umfeld findet, dem er sich wirklich zugehörig fühlt". Hier schlage dann die Stunden der starken Printmarken, so der Gruner + Jahr-Chef.

Einen angestrebten Verkauf des Gruner + Jahr Verlages, des größten Zeitschriftenkonzerns Europas mit einem Jahresumsatz von 2,86 Milliarden Euro in 2006, durch den Haupteigner Bertelsmann, schließt Kundrun derzeit aus. "Ich sehe keine Veranlassung, über dieses Thema zu diskutieren". So werfe jeder Konzern "auch mal einen kritischen Blick auf seine Beteiligungen", sagte Kundrun dem "Handelsblatt".