Harald Schmidt: Ende der Arbeitsverweigerung?

Wer seine Sendungen zuletzt sah, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren: Harald Schmidt hatte keine Lust mehr. Uninspiriert, ideenlos und ohne Höhepunkte plätscherte seine Late Night im Ersten zuletzt vor sich hin. Immerhin, er hat das offenbar auch selbst eingesehen: "Ich hatte selbst schon auch das Gefühl, eine Schwächephase zu durchlaufen", sagte er etwa vor zwei Wochen der "Stuttgarter Zeitung".

Das kann passieren - dass dann aber offenbar der Elan fehlt, etwas daran zu ändern, ist eine Frechheit gegenüber seinem Arbeitgeber und allen Gebührenzahlern, die schließlich für sein nicht unerhebliches Gehalt aufkommen müssen. In einem Interview mit der "Zeit" kommentierte er die Kritik Ende September so: "Ich hab einfach gesagt: Holt euch doch 'nen Besseren." Er empfinde inzwischen ein "Leck-mich-am-Arsch-Gefühl".

Ohnehin hat Schmidt offenbar keine rechte Lust mehr auf das Fernsehen, wie er zumindest in allerhand Interviews zuletzt kundtat. Viel lieber arbeite er am Theater, dort gebe es immerhin "Leute, die ihren Job können", so Schmidt kürzlich in der "Zeit". "Solange das Fernsehen noch läuft, ist das ganz nett", so Schmidt. Inzwischen brauche er aber lange Pausen, "um vom Fernsehen zu entgiften". Für ihn sei das inzwischen "quälend".

Quälend wurde manche Sendung aber auch für die noch verbliebenen Zuschauer, vor allem, wenn man sie mit einst legendären Folgen aus Sat.1-Zeiten verglich. Den künstlerischen Wert seiner Sendung taxierte Schmidt selbst im August vergangenen Jahres schon einmal auf "500 Euro inklusive Mehrwertsteuer". Man mochte ihm da zuletzt kaum noch widersprechen. Um so mehr bleibt die Hoffnung, dass Oliver Pocher endlich wieder frischen Wind in die Sendung bringt und auch Schmidt wieder zu Höchstleistungen antreibt - auch wenn dieser sich schon im Vorfeld wieder amtsmüde gibt. Noch "ein, zwei Jahre wolle er 'Schmidt & Pocher' machen, danach höchstens noch als Urlaubsvertretung". Derzeit wäre das kein großer Verlust - bleibt zu hoffen, dass man das ab Donnerstagabend so nicht mehr sagen kann.