Bild: WDR

Der am 23. Dezember im Ersten ausgestrahlte NDR-"Tatort" "Wem Ehre gebührt" sorgt weiter für Aufruhr in der Gemeinde der Aleviten, einer Glaubensrichtung des Islam. Der Film drehte sich um einen Inzest-Fall in einer alevitischen Familie. Die Schwester der Schwangeren wird umgebracht, weil sie zur Aufklärung des Mordes beitragen will.

Das hatte bei der Aleviten-Gemeinde für scharfen Protest gesorgt. "Diese Vorurteile, die vor hunderten von Jahren von osmanischen Herrschern bewußt zur Stigmatisierung der Aleviten aufgebaut wurden, um ihre Oppositionsmacht zu brechen, werden ausgerechnet von einem öffentlich-rechtlichen deutschen Rundfunk auf plumpe Art und Weise aufgegriffen, der sich die Völkerverständigung auf die Flagge geschrieben hat", heißt es in einer Pressemitteilung der Föderation der Aleviten-Gemeinde.


Rückständige Moslems hätten den Alevismus mit seinem "Hauptpfeiler der Gleichheit von Mann und Frau" durch "den diffamierenden Vorwurf des Inzests ins Negative ziehen wollen". "Der steten Aufklärungsarbeit der Aleviten und ihrer Organisationen ist es zu verdanken, dass diese Diffamierungen nur von unbelehrbaren fanatischen Randgruppen weiter "gepflegt" wurden. Jetzt müssen wir feststellen, dass diese jahrzehntelange Aufklärungsarbeit durch die ARD zunichte gemacht wurde", wie es weiter heißt.

Inzwischen wurde gegen den NDR Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt. Für den Samstag rief die Alevitische Gemeinde Deutschland nun zu einer Demonstration in Köln auf. Mit allen friedlichen Mitteln wolle man sich gegen die Verleumdung und Verunglimpfung der Glaubensgemeinschaft zur Wehr setzen, wie es heißt.

NDR-Programmdirektor Volker Herres hatte bereis am Montag in einer Stellungnahme betont, es gehe "in dieser Tatort-Folge nicht darum, religiöse Gefühle zu verletzten oder Vorurteile gegen die alevitische Glaubensgemeinschaft zu untermauern", verwies aber in einer Pressemitteilung auf die positive Resonanz auf den Film im Vorfeld der Ausstrahlung.

Angelina Maccarone, Drehbuchautorin und Regisseurin des Tatorts, erklärte: "Dieser Fall - denn es handelt sich um einen Krimi - könnte so in jeder Familie überall auf der Welt passieren, egal ob deutsch oder türkisch. Die Vorurteile, die alle Gruppierungen gegeneinander hegen, lassen letztendlich alle nur in die Irres laufen und tragen zur Aufklärung nicht bei. Die Tat des Vaters wird in keiner Wiese von seiner Religion getragen oder gerechtfertigt. Im Gegenteil: Kommissar Aslan, selbst Alevit, steht am Ende ebenfalls fassungslos vor der Erkenntnis, welches Drama sich in der Familie abgespielt hat."