Foto: Uwe VölknerIm Dezember hat die Gemeinsame Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz (GSPWM) der Landesmedienanstalten das Programm von 15 Privatsendern stichprobenartig kontrolliert und wurde fündig: In zehn - und nicht wie zunächst in berichtet in vierzehn - Fällen hat sich ein Anfangsverdacht für Schleichwerbung ergeben. Denen gehen die Landesmedienanstalten nun nach. Bis in allen Fällen ein abschließendes Ergebnis vorliegt, können einige Monate vergehen. Zunächst werden alle Sender, deren Programme den Medienwächtern aufgefallen sind, angehört.

In den meisten Fällen handelte es sich bei den Verdachtsfällen um Beiträge, in denen Produkte oder Dienstleistungen vorgestellt wurden und bei denen ein Anbieter oder Hersteller auffällig oft und kritiklos genannt wurde, Konkurrenzprodukte jedoch keine Erwähnung fanden. Ein Verdacht ergibt sich in der Regel auch dann, wenn Firmen- oder Markennamen öfter genannt werden, als redaktionell notwendig. Die Bandbreite der Programme, in denen GSPWM Schleichwerbung vermutetet, reicht von Programmtrailern über Sport- und Wissenssendungen bis hin zu einem Nachrichtenmagazin. Im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de erläuterte Peter Widlok, Sprecher der GSPWM der Landesmedienanstalten Details zu den Verdachtsmomenten.
 
 
Gleich in vier Fällen besteht demnach beim Nachrichtensender n-tv ein Anfangsverdacht auf Schleichwerbung. In der Nachrichten-Sendung "n-tv Der Tag" soll am 10. Dezember der Stromanbieter E wie Einfach in werblicher Weise und ohne einen Hinweis auf Mitbewerber vorgestellt worden sein. In der Sendung "n-tv Deluxe" wurde am 1. Dezember über Tresore der Firma Stockinger berichtet. Auch hier sollen die Produkte der Firma ausführlich vorgestellt worden sein, ohne dass auf die Konkurrenz hingewiesen wurde. Die Intensität der Nennung des Firmennamens sei zudem aus dramaturgischen Gründen nicht erforderlich gewesen, heißt es im Protokoll der Medienwächter.

Im Verdacht steht auch die n-tv-Sendung "n-tv Motor" vom 1. Dezember. Dort sollen die Vorzüge eines Navigationsgerätes des Herstellers Blaupunkt kritiklos gelobt worden sein, ohne andere Hersteller zu erwähnen. In einem anderen Beitrag der gleichen Ausgabe der Sendung ging es drei Minuten lang um Offroad-Trainig für Frauen. Laut den Beobachtern sei über das Training selbst jedoch wenig zu erfahren gewesen. Statt dessen seien Offroad-Fahrzeuge des Herstellers Jeep ausführlich und kritiklos vorgestellt worden.
 
Gegen den Wirtschaftssender Bloomberg gibt es einen Anfangsverdacht, weil in der Sendung "Sicher-Lich" vom 4. Dezember ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden der Impuls Finanzmanagement AG gesendet wurde, in dem es weniger um das eigentlich genannte Thema - die Gesundheitsreform und die damit einhergehenden Veränderungen für die Bürger - sondern mehr um die Vorzüge des Finanzunternehmens gegangen sei. Dabei sei die Moderatorin eher als Stichwortgeberin, denn als kritische Journalistin aufgefallen.
 

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In zwei Fällen steht der Jugendsender Viva in Schleichwerbe-Verdacht. So soll es am 2. Dezember bei einem Programmtrailer zur Sendung "Date oder Fake" einen Hinweis auf die Zeitschrift "Mädchen" gegeben haben, die weitere Infos zur Sendung enthalte. Die Fachreferate der Medienaufsicht haben nun darüber zu befinden, ob es sich dabei um Schleichwerbung oder um zulässige Hinweise auf Begleitmaterial zur Sendung gehandelt hat. Ebenso verhält es sich mit einem Trailer unter dem Motto "Programmchef der Woche", der am 3. Dezember zwischen 11 und 18 Uhr insgesamt sechs mal zu sehen war, und in dem es einen Hinweis auf die Zeitschrift "Bravo" gab.

Auch bei ProSieben ergab sich ein Anfangsverdacht. In der Sendung "Galileo" fiel den Medienwächtern am 6. Dezember ein Beitrag auf, in dem eine Carrera-Bahn aufgebaut wurde. Auch hier hatte der Markenname eine größere Präsenz, als redaktionell notwendig. Das war auch bei einem Bericht zum Thema Tiefkühlkost der Fall, der am 8. Dezember im DCTP-Programmfenster bei Vox in der Sendung "Spiegel TV: Typisch Deutsch - Essen aus der Heimat" zu sehen war, und in dem die Marke Iglo präsent war.

Das DSF steht im Schleichwerbeverdacht, weil man in einem Gewinnspieltrailer immer wieder den Namen des Kooperationspartners Buderus nannte und in den 30-Sekündigen Einspieler zudem Bilder eingeschnitten hatte, die ein Fußballstadion zeigen, auf dessen Bandenwerbung ebenfalls Buderus zu lesen war.

Die Gemeinsame Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz wird die dokumentierten Verdachtsfälle nun an die jeweils zuständigen Landesmedienanstalten weitergeben, die dann voraussichtlich die Sender zu den konkreten Vorwürfen anhören werden. Sollten sich die Verdachtsfälle erhärten und die Sender tatsächlich Schleichwerbung betrieben haben, können die Fälle mit einer öffentlichen Beanstandung geahndet werden.