Foto: Deutsche PostMit einem Wochenblatt zu den Themen Internet, Telekommunikation und Computer will die Post ins Verleger-Geschäft starten, ohne dass sie es so verstanden wissen will. Doch auch wenn Post-Vorstand Jürgen Gerdes (Foto) der "Financial Times Deutschland" sagt, man sei kein Verleger und wolle "es auch keinesfalls werden", ist die Kampfansage klar: Nach dem Versuch der Verlage im klassischen Geschäftsfeld der Post mitzumischen, dreht der gelbe Riese den Spieß jetzt um. Das, was jetzt kommen soll, war allerdings abzusehen. Schon seit einiger Zeit experimentiert die Post mit dem wöchentlichen Anzeigenblättchen "Einkauf Aktuell".
Eroberung von Werbegeldern auch aus TV und Internet
Schon in den kommenden Wochen soll der Konzernvorstand über die neuen, etwas schwergewichtigeren Zeitschriftenprojekte entscheiden. Das Ziel definiert Gerdes schon einmal: "Die Eroberung von Werbegeldern steht für uns ganz weit oben." Und dabei spekuliert man auch auf Werbegeldern, die bislang noch in TV-Spots oder Online-Werbung stecken. Insbesondere von Branchen, denen in anderen Medien ein Werbeverbot droht. Als Beispiel nennt Post-Vorstand Gerdes die Bier- und Alkoholindustrie: "Die Unternehmen wollen ja weiterhin ihre Zielgruppen mit Werbung erreichen."


Mit den neuen Zeitschriften will die Post ihr zentrales Geschäft im Heimatmarkt mindestens stabilisieren. Der renditestarke Briefdienst schrumpft - hier erhöhen verbliebene Konkurrenten zudem den Preisdruck und damit die Gewinnausichten. Die Verbreitung der neuen Publikationen lastet ferner das sehr umfangreiche und damit teure Briefverteil- und Zustellnetz besser aus. Und die Zeitschrift zu den Themen Internet, Telekommunikation und Computer soll nicht die einzige bleiben. "Es gibt zahlreiche Felder, die attraktiv für uns sind", sagte Gerdes. So habe man auch auf den Automobilsektor intensiv ein Auge geworfen.
Foto: Deutsche Post World NetNoch ist unklar wer die Titel produzieren soll

Anders als bei dem schon existierenden "Einkauf Aktuell" sollen die neuen Publikationen auch aus redaktionellen Inhalten bestehen. Mit wem man zusammenarbeiten will, verriet Gerdes der "Financial Times Deutschland" allerdings nicht. Er betont nur, man wolle die Verlage mit den Projekten nicht angreifen. Vielmehr suche die Post die enge Zusammenarbeit mit den Verlegern z.b. beim Druck oder beim Zukauf von Inhalten. Doch dort wird man zunächst nicht gerade begeistert sein über den neuen Konkurrenten und seinen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Die Post-Publikationen könnten jährlich dreistellige Millionenumsätze bescheren, so die Hoffnung von Post-Manager Gerdes. Mit dem schon existierenden wöchentlichen Werbeblättchen "Einkauf Aktuell" werde man in diesem Jahr Erlöse von gut 100 Millionen Euro erzielen - bei einer Auflage von bis zu 17 Millionen Stück. Zahlen die für funkelnde Augen oder Angstschweiß sorgen können. Je nachdem. Die nächste Runde im Duell Deutsche Post gegen die deutschen Verlage ist eröffnet.
 
VDZ will mit allen Mitteln dagegen vorgehen 
 
In einer Mitteilung am Donnerstag fordert der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) dann auch direkt den Verzicht auf die Pressepläne der Post und kritisiert das Vorhaben "mit aller Schärfe". "Wir werden es nicht hinnehmen, dass ein staatlich mitbeherrschtes Logistikunternehmen mit einzigartigen Wettbewerbsvorteilen im Pressevertrieb die Bedingungen für eine vielfältige und wettbewerbsfähige Zeitschriftenpresse untergräbt", erklärt VDZ-Geschäftsführer Wolfgang Fürstner. 
 
Auch sei das Vorhaben kartellrechtlich bedenklich. Und wegen der staatlichen Mitbeherrschung sei darüber hinaus das verfassungsrechtliche Verbot der Staatsfreiheit der Presse verletzt, so der VDZ in einer Mitteilung. "Die Folgen dieser Pläne wären weitreichend, da sie die Strukturen des Zeitschriftenmarktes erodieren und in der Folge den Bestand vielfältiger Qualitätszeitschriften sowie zahlreicher Arbeitsplätze gefährden", so Fürstner. Die Zeitschriftenverleger seien entschlossen, mit allen politischen, wirtschaftlichen und juristischen Mitteln gegen diese Pläne vorzugehen.