Logo: ProSiebenSAT.1Nach vier Jahren nimmt Guillaume de Posch seinen Hut bei der ProSiebenSat.1 Media AG. Wie der Konzern am Dienstag Mittag mitteilte, wird der Manager das Unternehmen zum Jahresende verlassen - auf eigenen Wunsch, wie es in der Mitteilung heiß. De Posch habe sich mit dem Aufsichtsrat einvernehmlich auf den Ausstieg verständigt. "Wir haben Guillaumes Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis genommen und wünschen ihm viel Erfolg in seiner weiteren Karriere", kommentierte ProSiebenSat.1-Aufsichtsrats-Chef Götz Mäuser die Entscheidung.

"Für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt, eine neue Herausforderung zu suchen. Ich durfte ein tolles Unternehmen mit einem starken Management-Team leiten und hatte die zuverlässige Unterstützung zweier engagierter Shareholder", sagte de Posch. De Posch übernahm den Posten des Vorstandsvorsitzenden im Juni 2004. Seine Karriere im Mediengeschäft begann im Jahr 1993 bei der CLT, die heute zu RTL gehört.
 


Mit sofortiger Wirkung beruft der Aufsichtsrat zudem Andreas Bartl in den Vorstand der Unternehmensgruppe. Erst vor wenigen Wochen wurde Bartl vom Posten des ProSieben-Geschäftsführers zum Leiter der deutschen Free-TV-Aktivitäten mit den Sendern ProSieben, Sat.1, Kabel eins und N24 berufen. An seinen Zuständigkeiten wird sich nichts ändern. "Ich freue mich sehr über die Nominierung und werde auch im Vorstand die Ziele der German-Free-TV-Familie weiterverfolgen", so Bartl.

Die aktuellen Personalien an der Spitze des Medienkonzerns sind ein weiterer Schritt beim Umbau des Unternehmens, das nach dem Verkauf an die Finanzinvestoren um KKR und Permira im vergangenen Jahr die Sendergruppe SBS übernommen hat. Erst kürzlich wurden mit Peter Christmann und Lothar Lanz zwei langgediente Vorstandsmitglieder des Unternehmen verabschiedet.
 
Beide Manager gehen auf eigenen Wunsch. Finanzchef Lanz, der unter anderem schon den Zusammenschluss von ProSieben und Sat.1 vor elf Jahren, sowie den Börsengang des Unternehmens managte, verließ das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Marketing-Vorstand Christmann zog mit seinem freiwilligen Rückzug zum Ende Juni die Konsequenzen aus dem missglückten neuen Vermarktungsmodell der Sendergruppe nach der vom Kartellamt auferlegten Rekord-Geldbuße.
 
Mit dem Weggang von Marketing-Vorstand Christmann und Finanzchef Lanz seien "zwei Säulen des Systems Posch weggebrochen", zitierte die "FAZ" im Mai einen Fernsehmanager. Auf den Gängen des Konzerns sei fabuliert worden, dass die Zeit für den Vorstandvorsitzenden Posch, der als Mann der Zahlen gilt, bei ProSiebenSat.1 abgelaufen sei, wenn Ende des Jahres die Integration der SBS-Gruppe in den Konzern abgeschlossen sei. "Dann wird ein Strahlemann gebraucht, der den Konzern in der Öffentlichkeit verkaufen kann", zitiert das Blatt einen namentlich nicht genannten Manager.

Wer die Nachfolge von de Posch antreten wird, ist derzeit noch nicht bekannt. "Wir werden nun eine fokussierte Suche nach einem Nachfolger einleiten, um einen erstkklassigen Medienmanager für ProSiebenSat.1 zu gewinnen, der die gute Entwicklung des Unternehmens weiter vorantreibt", sagte Mäuser.

Der Abgang von de Posch zum Jahresende kommt nicht völlig überraschend. Das Unternehmen ist nach der SBS-Übernahme hoch verschuldet, die Renditeziele sind verhältnismäßig hoch. Noch dazu befindet sich das gesamte Fernsehgeschäft derzeit durch die fortschreitende Digitalisierung in einem gewaltigen Umbruch und mit Christmann und Lanz verlassen zwei langjährige Vorstandsmitglieder an Schlüsselpositionen den Konzern. Für de Posch vielleicht die Gelegenheit, erhobenen Hauptes das Kapitel ProSiebenSat.1 für sich zu beenden.