Die internationalen Medienunternehmen Sony Corporation und Bertelsmann AG haben sich darauf geeinigt, dass Sony den bisher von Bertelsmann gehaltenen 50-Prozent-Anteil an Sony BMG übernimmt. Das Musikunternehmen, das künftig unter dem Namen Sony Music Entertainment Inc. (SMEI) firmiert, wird zu einer 100-Prozent-Tochter der Sony Corporation of America. Sony und Bertelsmann hatten das Joint Venture Sony BMG im August 2004 gemeinsam gegründet. Doch schon seit längerer Zeit war klar, dass die Ehe der beiden Medienriesen keine Zukunft haben wird. Immer wieder gab es unterschiedliche Auffassungen über den Kurs der Musik-Tochter. Der Vollzug der Transaktion unterliegt noch mehreren Vorbehalten, darunter kartellrechtlichen Genehmigungen in verschiedenen Ländern.

Foto: Bertelsmann"Nach sorgfältiger und gründlicher Abwägung haben wir die strategische Entscheidung getroffen, unsere Beteiligung an dem Gemeinschaftsunternehmen an Sony zu verkaufen. Wir sind überzeugt, dass dieser Schritt zum Wohle beider Transaktionspartner ist", erklärte Hartmut Ostrowski (Foto), Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG. Die Entscheidung folge der neuen Wachstumsstrategie von Bertelsmann. Ostrowski: "Sie wird uns die Konzentration auf definierte Wachstumsfelder ermöglichen. Sony ist uns ein exzellenter Partner gewesen und nun das richtige Unternehmen, um das Musikgeschäft weiterzuentwickeln und dessen Wert und Potenzial im vollen Umfang zu entfalten. Wir sind überzeugt, dass Sony Music Entertainment unter der Führung von Sony vor einer großen Zukunft steht."
 

 
Wenig überraschend sieht auch Sony dies so. "Diese Akquisition wird es uns ermöglichen, eine noch tiefergehende, stabilere Integration zwischen den weit reichenden globalen Aktivitäten des Musikunternehmens und Sonys Produkten, Konzernfirmen und Beteiligungen zu erreichen", erklärte Howard Stringer, Chairman und CEO der Sony Corporation und verweist noch einmal auf die harten letzten Jahre. Man habe in den vergangenen vier Jahren eine sehr erfolgreiche Restrukturierung unternommen, Prozesse und Strukturen verschlankt und innovative digitale Partnerschaften etabliert."
 
Foto: BertelsmannIm Zuge der Transaktion wurde von beiden Seiten vereinbart, das Fertigungs- und Distributionsvolumen von Sony BMG auch weiterhin anteilig von der Sony-Fertigungstochter Sony DADC und dem Bertelsmann-Mediendienstleister Arvato Digital Services GmbH ("Arvato") bedienen zu lassen; entsprechende Verträge mit Arvato wurden um bis zu sechs Jahre verlängert. Zusätzlich dazu wird Bertelsmann ausgesuchte europäische Musikkataloge von Sony BMG übernehmen, da die Marke BMG erhalten bleiben soll. Sie umfassen die Werke von mehr als 200 Künstlerinnen und Künstlern. Der Vertrieb der Kataloge läuft weiterhin über Sony Music. Bertelsmann will sich  mit der künftig in Berlin beheimateteten BMG künftig auf das Management von Musikrechten konzentrieren. Designierter Geschäftsführer von BMG ist Hartwig Masuch.

Bertelsmann-Finanzvorstand Thomas Rabe, der auch die Musiksparte im Vorstand verantwortet, erklärte: "Die Vielzahl neuer Verbreitungswege lässt die Nachfrage nach Musiknutzungsrechten
steigen. Vor diesem Hintergrund halten wir den Aufbau eines Geschäfts für die Verwaltung und Auswertung solcher Rechte in Europa für attraktiv. Mit der starken und gut eingeführten Marke BMG und dem im Markt hoch angesehenen Management wollen wir hier unsere Chancen nutzen und uns positionieren."