Im Folgenden dokumentiert DWDL.de den offenen Brief ungekürzt im Wortlaut:
Offener Brief an Professor Hubert Burda
Sehr geehrter Herr Professor Burda,
"Journalismus, der objektiv informiert oder durch Meinung und Hintergründe interpretiert, der mit Story-Telling fasziniert, ist krisensicher. In der digitalen und globalisierten Medienwelt wird journalistische Qualität (A-Content) ein kritischer Erfolgsfaktor. Eine moderne und zukunftsfähige Gesellschaft braucht Printmedien! Wir sind davon überzeugt: Zeitschriftenmarken haben großes Potenzial.“ Dies sind unsere Überzeugungen, formuliert haben Sie es selbst, Herr Professor Burda, in Ihrer Rede auf dem Annual Media Day 2006.
Mit "TV Spielfilm" besitzen Sie den Qualitätsmarktführer unter den Programmzeitschriften. Eine starke und hoch profitable Marke, deren Belegschaft Sie in einer ersten Spar-Offensive bereits stark reduzierten und die inzwischen auch die Magazine "TV Spielfilm XXL", "TV Today", "TV Today Digital", "TV Schlau" und "Stern TV Magazin" für Sie produziert. Jetzt geht Ihre Hamburger Verlagsleitung in die Offensive. Aber nicht etwa in puncto Kreativität, Werbung oder Marketing. Ihr Einfallsreichtum erschöpft sich in einem Kahlschlag, der dem jahrelangen Verfall der Unternehmenskultur in der Verlagsgruppe Milchstrasse die Krone aufsetzt.
Wir Mitglieder der "TV Spielfilm"-Redaktion sehen die Ausgliederung von wichtigen Redaktionsbereichen und die erneute Entlassung kompetenter Mitarbeiter als Zerschlagung der Strukturen, die den Erfolg der TVS-Blattfamilie überhaupt erst ermöglichen. Das mag kurzfristig die Rendite steigern. Doch es baut die Zukunftsfähigkeit unserer Arbeit ab. Wir vermissen Investitionen und eine Strategie für unseren TVS-Online-Auftritt.
Weitere Mandanten und Objekte können mit dem beabsichtigten neuen Workflow nicht bedient werden. Denn der bedeutet für alle Mitarbeiter eine Verdichtung von Arbeitsabläufen, die nicht weiter verdichtet werden können. Oberflächlichkeit und unvermeidbare Fehler werden die Folge sein. Der Standard, den unsere Leser gewohnt sind, sinkt zwangsläufig. Das ist mit Sicherheit das falsche Signal am Markt!
Die gekündigten Redakteure können sich in den neuen Gesellschaften bewerben, ohne Rücksicht auf soziale Kriterien. Nur einige von ihnen erhalten die Chance auf eine Neueinstellung. Sie werden die Arbeit der entlassenen Kollegen zusätzlich leisten müssen – für weniger Geld. Mit dieser unsozialen Tarifflucht setzen Sie als VDZ-Präsident ein negatives Signal in der ganzen Presselandschaft.
Die Botschaft lautet: Alles jetzt noch billiger! Aber wie soll das gehen: A-Content mit C-Gehältern? Arbeitsplatzvernichtung und weitere Arbeitsverdichtung – im Namen einer rücksichtslosen Rendite-Optimierung, die unseren Verlag in seiner Existenz bedroht. Das kann doch nicht Ihre Vorstellung von verlegerischer Verantwortung sein, sehr geehrter Herr Professor Burda.
Wir fordern Sie auf, diese Entscheidungen zurückzunehmen.
Mitglieder der TV Spielfilm- und Cinema-Redaktion.
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