Logo: DuMont Schauberg"Seit 7 Uhr ist es amtlich: David Montgomery hat uns verkauft", teilt der Betriebsrat am Vormittag den Mitarbeitern von "Berliner Zeitung", "Berliner Kurier", "Hamburger Morgenpost", des Stadtmagazins "Tip" sowie der "Netzeitung" mit. Damit ist bestätigt, was die "Financial Times Deutschland" schon am Montagabend vermeldete. Demnach sollten die Verträge über einen Verkauf der BV Deutsche Zeitungsholding am Montagabend unterschrieben werden. Der Kaufpreis liegt bei 152 Millionen Euro, wie am Vormittag auch Montgomerys Mecom Group bestätigt.

Der Kauf soll noch im ersten Quartal abgeschlossen werden. Dennoch steht alles unter Vorbehalt der Zustimmung der Hauptversammlung der Mecom-Gruppe und der Genehmigung durch das Bundeskartellamt. Doch: "Die Genehmigung wird vermutlich ohne Probleme erteilt werden, da MDS in Berlin und Hamburg bisher nicht aktiv ist", analysiert der Betriebsrat am Dienstag zu Recht. Für die Mitarbeiter soll sich zunächst - bezogen auf die Arbeitsverträge - nichts ändern.
 

 
Doch auch wenn nach drei Wochen der Spekulationen um einen Verkauf an die Verlagsgruppe S. DuMont Schauberg damit ein Ende gefunden haben und die Berliner - wie auch dem Rundschreiben des Betriebsrats zu entnehmen - sehr froh über den Verkauf sind, so bleiben Ungewissheiten. Insbesondere über die Einbindung der Titel der BV Deutsche Zeitungsholding in die Kölner Verlagsgruppe.
 
Über gemeinsame Newsdesks und mögliche Personalien gab es bereits zahlreich zu lesen. Berichte, denen zu Folge die Titel "Berliner Zeitung" und "Frankfurter Rundschau" zentral an einem Standort hergestellt werden sollen, nennt DuMont in einer Mitteilung vom Dienstag "substanzlose Spekulationen". Weitere Erklärungen will DuMont auf Grund der noch ausstehenden Genehmigungen vorerst nicht abgeben.
 
Betriebsrat sieht Chancen - und Risiken
 
Auch der Betriebsrat analysiert in seinem Rundschreiben Chancen und Risiken des neuen Gesellschafters. Neben den Vorteilen, nun drittgrößte deutsche Zeitungsgruppe zu sein und Print und Online endlich sinnvoll zu ergänzen, sieht man auch die wahrscheinlichen Probleme: "MDS wird uns in seine Strukturen einbinden. Was das für die Verlagsbereiche bedeuten wird, ist noch nicht abzuschätzen.  Das Thema Synergien wird auch unter dem neuen Verleger überall eine Rolle spielen", so der Betriebsrat.

Logo: Berliner ZeitungDie größten Sorgen der Berliner: Dass die profitable "Berliner Zeitung" unter der Zusammenarbeit mit der unrentablen "Frankfurter Rundschau" leiden wird. Und auch bei einer Zusammenarbeit der Boulevard-Titel, erinnert man sich an die Idee einer ausgelagerten Gemeinschaftsredaktion für überregionale Themen, die schon der damalige Eigner G+J mit den der Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg eingehen wollte. Dennoch: Man gibt sich vorsichtig optimistisch - und verabschiedet David Montgomery mit Häme.

Im Rundschreiben heißt es: "Unsere Botschaft zum Abschied an David Montgomery lautet: Ziehen Sie mit Ihrer katastrophalen Unternehmensstrategie nicht die anderen Titel in Norwegen, Polen, Niederlanden und Dänemark weiter in die Krise. Verkaufen Sie und genießen Sie Ihr Ferienhaus in Umbrien - nur bleiben Sie dem Zeitungsmarkt fern!"
 
DJV begrüßt Verkauf an M. DuMont Schauberg
 
Der Deutsche Journalisten-Verband hat sich grundsätzlich positiv zur Übernahme des Berliner Verlags und der Hamburger Morgenpost durch die Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg von der bisherigen Eigentümerin Mecom geäußert. "Der Verkauf sollte der erste Schritt in eine publizistische Zukunft der gebeutelten Zeitungen sein", erklärte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken.

Er hoffe darauf, sagte Konken, dass der neue Eigentümer die Journalistinnen und Journalisten als Partner behandle, die an der Fortentwicklung ihrer Medien interessiert sind. "Der Kampf zwischen Redaktion und Geschäftsführung muss ein Ende haben", sagte Konken mit Blick auf die jahrelangen Auseinandersetzungen vor allem im Berliner Verlag. "Qualitätsjournalismus verträgt sich nicht mit Turbokapitalismus."